Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Samstag, 7. März 2009

Basis und Überbau

Kategorien des historischen Materialismus, welche den gesetzmäßigen Zusammenhang und die Wechselwirkung zwischen den ökonomischen Verhältnissen und allen anderen Verhältnissen einer ökonomischen Gesellschaftsformation widerspiegeln. Sie gestatten, in der Vielfalt der gesellschaftlichen Verhältnisse und Beziehungen primäre und sekundäre zu unterscheiden. Die Gesellschaft stellt auf jeder Entwicklungsstufe eine Gesamtheit gesellschaftlicher Verhältnisse zwischen den Menschen dar, die in materielle und ideologische eingeteilt werden können. Die wichtigsten materiellen Verhältnisse sind die Produktionsverhältnisse, die die Grundlage, die reale Basis einer Gesellschaft, bilden; die ideologischen Verhältnisse stellen den Überbau über dieser Basis dar. „In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen.“ (Marx, MEW, Band 13, S. 8 )
Die Basis ist demnach die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die Gesamtheit der Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe der Produktivkräfte entspricht. Der Überbau ist die Gesamtheit der dieser Basis entsprechenden politischen, juristischen, moralischen, weltanschaulichen Anschauungen sowie der dieser Basis entsprechenden politischen, juristischen und sonstigen Institutionen (Staat, politische Parteien, gesellschaftliche Organisationen, kulturelle Einrichtungen, Bildungswesen usw.). In jeder Gesellschaftsformation bringt eine gegebene Basis den ihr entsprechenden Überbau hervor, der seinerseits auf die Basis zurückwirkt. F. Engels schrieb, dass „die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Grundlage bildet, aus der der gesamte Überbau der rechtlichen und politischen Einrichtungen sowie der religiösen, philosophischen, und sonstigen Vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen Zeitabschnittes in letzter Instanz zu erklären sind“. (MEW, Band 19, S. 208)
Der Überbau wird in seinem Inhalt durch die Basis bestimmt, hat in seiner Entwicklung jedoch eine relative Selbstständigkeit. Der institutionelle und ideelle Inhalt des Überbaus ist nicht ausschließlich eine Widerspiegelung der jeweiligen Basis, aber sein gesamter Inhalt ist in diesem oder jenem Grad durch die Basis geformt, auch wenn er Bereiche widerspiegelt, die über die ökonomischen Verhältnisse hinausgehen, oder wenn er Gedankengut vergangener Gesellschaftsformationen weiterführt. Da ein jeweiliges System materieller Produktionsverhältnisse der Menschen zugleich deren soziale Gliederung in antagonistische oder in miteinander verbündete Klassen darstellt, zeigen sich diese Klassenbeziehungen auch im Überbau. Der Überbau widerspiegelt den Charakter der jeweiligen Basis und bringt auch deren Widersprüche in entsprechender Weise zum Ausdruck. In der antagonistischen Gesellschaft ist das z. B. In den Widersprüchen zwischen Ausbeuterstaat und revolutionären Massenbewegungen, zwischen den verschiedenen politischen Parteien, im Kampf der Ideologien verschiedener Klassen usw. sichtbar. Die Begriffe Basis und Überbau bringen zum Ausdruck, dass die politischen und ideologischen Auseinandersetzungen, auf die man bei der Betrachtung des gesellschaftlichen Lebens stößt, letztlich der mehr oder weniger genaue Ausdruck der realen Interessen bestimmter Klassen und sozialer Gruppen sind. Die Entstehung von Widersprüchen zwischen Basis und Überbau, die in der Zuspitzung des Widerspruchs zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen ihre Ursache haben, sind eine entscheidende Quelle der Entwickelung und Ablösung ökonomischer Gesellschaftsformationen. Das war z. B. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert in Frankreich der Fall, wo sich scharfe Widersprüche zwischen den sich in der ökonomischen Basis herausgebildeten, zu jener Zeit fortschrittlichen kapitalistischen Produktionsverhältnissen und dem feudalem Überbau zeigten. In unserer Zeit entstehen in der kapitalistischen Gesellschaft die materiellen Voraussetzungen für den Übergang zum Sozialismus. „Die Vergesellschaftung der Arbeit, die in tausendfältiger Form mit ständig zunehmender Geschwindigkeit vorwärtsschreitet und in dem halben Jahrhundert seit dem Tode von Marx besonders sinnfällig in Erscheinung tritt im Wachstum des Großbetriebes, der kapitalistischen Kartelle, Syndikate und Trusts, ebenso aber im gigantischen Anwachsen des Umfanges und der Macht des Finanzkapitals – das ist die hauptsächliche materielle Grundlage für das unvermeidliche Kommen des Sozialismus.“ (Lenin, Band 21, S. 60)
Die sozialistischen Produktionsverhältnisse können sich jedoch nicht im Schoße der alten Gesellschaft entwickeln, da ihre Grundlage das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln ist, das zu seiner Konstituierung der proletarischen Revolution bedarf. Deshalb muss die Arbeiterklasse mit ihren Verbündeten erst die politische Macht ergreifen und mit der Errichtung der Diktatur des Proletariats die politischen Voraussetzungen für den sozialistischen Überbau schaffen. Diese Diktatur ist zugleich das Hauptinstrument für die Umgestaltung der ökonomischen Verhältnisse, für die Schaffung sozialistischer Produktionsverhältnisse, der sozialistischen Basis der Gesellschaft. Der Überbau der sozialistischen Gesellschaft besitzt eine weitaus größere Bedeutung als in allen vorangegangenen Gesellschaftsordnungen. Die Elemente des sozialistischen Überbaus gewinnen deshalb eine so überragende Bedeutung, weil der Aufbau des Sozialismus ein planmäßiger, bewusster Prozess ist. Die aktive Rolle des Überbaus bedeutet jedoch nicht, dass die ökonomische Basis eine sekundäre Rolle spielt. Sie ist und bleibt in der Wechselwirkung von Basis und Überbau letzten Endes bestimmend. Die wachsende Rolle des Überbaus hat ihre primäre Ursache gerade in der zunehmenden Reife der sozialistischen Basis. Zugleich hängt der Fortschritt in der Entwicklung der Basis von einer wissenschaftlich begründeten Politik des sozialistischen Staates ab.
Die Weiterentwicklung der ökonomischen Basis im Sozialismus, die Erfordernisse der bewussten Auseinandersetzung der gesellschaftlichen Gesetze führen zu einem größerem Gewicht der sozialistischen Ideologie und der Bewusstheit der Menschen.

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