Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 2. Oktober 2009

Beginnt jetzt erst die Wirtschaftskrise?

Beginnt jetzt erst die Wirtschaftskrise?

Die Wirtschaftskrise beginnt jetzt und dabei ist doch aus Kreisen der Politik und von Wirtschaftsinstituten, Unternehmerverbänden etc. zu vernehmen, dass das Schlimmste schon vorbei sei! Nun, die Wirtschaftskrise beginnt nicht erst jetzt und vorbei ist sie noch lange nicht!

Hier fand ich einen Verweis auf diesen Text, welchen ich zum Gegenstand folgender Betrachtung mache. Ursprünglich wollte ich einen Kommentar schreiben, wäre aber irgendwie zu lang geworden.

Einige Gedanken zum Text:

Ein interessanter Beitrag der da ausgegraben wurde, es wird fleißig fabuliert und Illusionen werden gefüttert. Nur wer soll diese Schlucken?

Da wäre zum Beispiel diese Aussage: „Wenn die SPD in einem Maße Einfluss verliert, wie es ihr Ergebnis von 16,6% der Stimmen der Wahlberechtigten ausdrückt, so hat das Kapital zum großen Teil jene Partei verloren, die dazu dient, die Arbeiter vom Kämpfen für ihre Belange abzuhalten.“ Was wird damit gesagt, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, kann abtreten und ab in die Schokolade mit ihm, wer braucht jetzt noch die SPD? Das Kapital nicht, es konnte sich leisten die SPD zu verheizen, als Juniorpartner hätte man sie noch mal genommen, wenn es notwendig gewesen wäre, ist es aber nicht und so ade.

Die politischen Machtverhältnisse sind gesichert, der Ersatz für die SPD hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt und auch schon bewiesen dass er nötigenfalls zur Verfügung steht. Ja und wer soll vom Kämpfen abgehalten werden, die Arbeiterklasse, wer war den das schon wieder, soll es ja mal gegeben haben, aber heute? Objektiv wird es diese schon noch geben, ohne sie würde das ganze System nicht funktionieren, subjektiv sieht das aber etwas anders aus und gegenwärtig erkennt sie sich selbst nicht mal und keiner ist da, welcher ihr den Spiegel vorhält!

Aber auch in der Politik sei daran gedacht, eine jede Arbeitskraft ist im Kapitalismus ersetzbar, er produziert auch diese Ware im Überfluss, also auch die politischen Helferlein! Und mal ehrlich, der praktizierte, bürgerliche Parlamentarismus lässt unangepasste Parteien auf Dauer in den Parlamenten gar nicht zu, wer dieses glaubt, dürfte einer Illusion anhängen und sollte sich über Enttäuschungen nicht wundern.

Nun kann man sich in einem Beitrag natürlich beweihräuchern, wie schlecht Wahlergebnisse sein können, und wie wenige überhaupt für die Sieger gestimmt haben, entscheidend ist aber das die CDU trotz ihres schlechten Ergebnisses weiter regiert, das Wahlsystem macht es möglich.

Nach einem kurzen Abstecher zum Wahlergebnis, ist interessant was im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise im Beitrag zu lesen ist, wobei dabei auf den falschen Gedankenpfad gelenkt wird. Denn einmal davon abgesehen, dass sich dieses System seit Jahrzehnten in einer permanenten (Wertschöpfungskrise) Krise befindet, wurden die letzten exzessiven Auswirkungen der gegenwärtigen Erscheinungsform dieser Krise nur verschoben, so beginnt die Krise nicht erst jetzt, sondern die Auswirkungen der Krise werden nach Entfernung der Bremsklötze zur voll Entfaltung gelangen.

Von relativer Weltfremdheit und Überheblichkeit zeugt aber auch folgende Aussage: „Kurz: Die Idioten in der Regierung und in den Wirtschafts-Leitständen haben kein einziges Mittel in der Hand, wie sie die Krise, die JETZT beginnt, aufhalten oder verringen könnten.“ Und da drängt sich doch glatt die Frage auf: hat der Schreiber des Beitrages eine Lösung zur Hand, oder reiht er sich in die Reihe der „Idioten“ ein? Da mit folgender Aussage: „Denn eine generelle Hebung der Kaufkraft, kräftige Lohnerhöhungen, ein Mindestlohn, eine vernünftige Arbeitslosengeldlösung, Verringerung der Konsumsteuern und der Steuern des „kleinen Mannes“, kurz, das Anregen des Massenkonsums, widerspricht ja ihrem Evangelium und nicht einmal tot würden sie so etwas tun.“, auch kein Blumentopf zu gewinnen ist. Die eigentlichen Ursachen der Krise nicht erkennend, landet man weit ab einer praktikablen Lösung. Aber was soll es, wenn die Probleme in den Verteilungshirachien gesehen werden, so glaubt man natürlich auch dort die Lösung zu finden.

Nicht uninteressant sind auch die beiden letzten Absätze, da heißt es zum Beispiel: „Der Arbeiter dagegen, der jetzt schon aufmerksam geworden ist, wenn er sich auch noch hat beschwichtigen lassen, wird unweigerlich aufwachen. Er muss zu kämpfen beginnen. Die Zahl der Streiktage wird ansteigen und die Schärfe der Kämpfe zunehmen. Regierung und Kapital werden zweifellos mit Repression antworten, aber das wird die Widersprüche nur anheizen. Bewegte Zeiten!“ Ja, bewegte Zeiten, diese bekommen wir mit Sicherheit (im doppelten Sinne, auch die Bewegungen werden beobachtet werden), fraglich nur wer bewegt und wer bewegt wird. Und das „der Arbeiter … schon aufmerksam geworden ist“ ist zu begrüßen, welche Folgen diese neue Aufmerksamkeit aber haben wird, ist schwer zu sagen. Sicher ist auch das die Arbeiter kämpfen werden, wie, mit welchen Mitteln und mit welchem Ergebnis, hängt aber sehr vom Organisationsgrad und den Zielen ab. Widersprüche werden angeheizt, aber Widerspruch ist nicht gleich Widerspruch, auf den Grund kommt es dabei an. Ja auch der Grundwiderspruch des Kapitalismus spitzt sich weiter zu, allein in diesem System wird er nicht zu lösen sein.

Der letzte Absatz basiert auf idealisierten Wunschvorstellungen und appelliert an den „Idioten“ im Politiker, den wie ist zu lesen: „Die Vorstellung, das Volk in Deutschland könnte sich das Alles widerstandslos gefallen lassen, könnte sich gesenkten Hauptes zur Schlachtbank führen lassen, will dagegen nicht in den Kopf des Bürger-Journalisten. Haben nicht die Ossies damals bereits gezeigt: Man ist hier in Deutschland keineswegs bereit, das Schlacht-Lamm zu spielen. Was zuviel ist, ist zuviel!“

Sicher wird keiner in der herrschenden Klicke der Vorstellung anhänglich sein, dass sich die Menschen „das Alles widerstandslos gefallen lassen“, was allein schon an den Vorbereitungsmaßnahmen, welche gegen das Volk gerichtet sind, zu erkennen ist. Dass sie es aber hierzulande ziemlich weit treiben können, bis sich Widerstand regt, dessen sind sie sich gewiss. Und einmal davon abgesehen, dass die Arbeiterklasse schlecht organisiert ist, ist nicht einmal ein gemeinsames Ziel auszumachen. Ein reiner Kampf um Umverteilung kann die Probleme nicht lösen, maximal deren Lösung aufschieben. Aber auch die Ossis als Beispiel zu nehmen und im selbem Atemzug zu behaupten, dass man nicht bereit wäre „das Schlacht Lamm zu spielen“, zeugt eigentlich von reichlicher Naivität und Verkennung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Ossis wollten Veränderung, berechtigter Weise, welche mit diesem System heute eigentlich nicht viel gemein haben, letztendlich haben sie sich aber von Illusionen ködern lassen und sich reihenweise auf die Schlachtbank gelegt. Es wäre zu wünschen, dass gerade die Ostdeutschen ihre Lektion gelernt haben.

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