Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Humanismus

Streben nach Menschlichkeit (Humanität) und menschenwürdiger Daseinsgestaltung. Im weiteren Sinne die Gesamtheit jener Ideen und Bestrebungen in der Geschichte der Menschheit, die, von der Bildungs- und Entwicklungsfähigkeit des Menschen, von der Achtung seiner Würde und Persönlichkeit ausgehend, auf die allseitige Ausbildung, die freie Bestätigung und Entfaltung seiner schöpferischen Kräfte und Fähigkeiten sowie schließlich auf die Höherentwicklung der menschlichen Gesellschaft, auf immer größere Vervollkommnung und Freiheit des Menschengeschlechts gerichtet sind. Diese Ideen und Bestrebungen beruhen auf den konkreten historischen Bedingungen einer Gesellschaftsformation und sind daher in ihrem Inhalt weitgehend durch die Interessen und Bedürfnisse der jeweiligen Klassen geprägt. Zugleich gibt es aber auch gemeinsame Grundgedanken, welche alle Formen des Humanismus miteinander verbinden.
Ursprünglich war der Humanismus eine Bezeichnung für die frühbürgerliche geistig-kulturelle Bewegung in der Renaissance (14. – 16. Jh.), die sich auf der Grundlage frühkapitalistischer Produktionsverhältnisse entwickelte. In groben Umrissen lassen sich antiker, bürgerlicher und sozialistischer Humanismus unterscheiden. Der antike Humanismus fand seine umfassendste  und höchste Endwicklung in Griechenland (etwa seit 500 v. u. Z.). Er kam besonders im griechischen Bildungsideal zum Ausdruck, das eine allseitige Ausbildung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Menschen anstrebte. Der frühbürgerliche Humanismus sind gegen die geistige Vorherrschaft der Scholastik, gegen die Macht der Kirche sowie gegen feudale Privilegien (Feudalismus) und stellte den Menschen als lebensbejahende, diesseitsbezogene und vernunftbegabte freie Persönlichkeit in den Mittelpunkt. Er blieb aber im wesentlichen auf einen Kreis von Gelehrten beschränkt. Im 17. und 18. Jh. erfuhr der Humanismus mit dem ökonomischen, politischen und kulturellen Erstarkten des Bürgertums Erneuerung in der Aufklärung, im utopischen Sozialismus und im sog. klassischen Humanismus der deutschen Philosophie, Literatur und Kunst. Seine Vertreter stellten Freiheit, Recht und Würde des Menschen sowie soziale Gleichheitsformen in den Mittelpunkt. Ihre Vorstellungen konnten unter halbfeudalen und kapitalistischen Verhältnissen nicht verwirklicht werden. Der sozialistische Humanismus bildet eine neue Qualität in der Geschichte der humanistischen Ideen und Bestrebungen, weil er untrennbar mit der historischen Mission der Arbeiterklasse als Schöpfer der von Ausbeutung und Unterdrückung freien sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft verbunden ist. Er beruht auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Marxismus-Leninismus, weshalb er nicht nur humanistische Forderungen erhebt, sondern zugleich auch die Bedingungen ihrer praktischen Realisierung bestimmt. Um die freie, allseitige Entwicklung des menschlichen Individuums zu ermöglichen, muss die Arbeiterklasse die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend verändern und gemeinsam mit allen Werktätigen die sozialistische Gesellschaft aufbauen.
Der sozialistische Humanismus liegt im Wesen der historischen Mission der Arbeiterklasse, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. (Marx, MEW, 1, S. 385) Das Proletariat kann „sich aber nicht selbst befreien, ohne seine eigenen Lebensbedingungen aufzuheben. Es kann seine eigenen Lebensbedingungen aufzuheben. Es kann seine eigenen Lebensbedingungen nicht aufheben, ohne alle unmenschlichen Lebensbedingungen der heutigen Gesellschaft, die sich in seiner Situation zusammenfassen, aufzuheben.“ (Marx, MEW, 2, S.38) Nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution war der sozialistische Humanismus nicht mehr nur eine Zielvorstellung, sondern zugleich eine geschichtliche Realität. Er verkörperte sich in den großen Errungenschaften und Werten der sozialistischen Gesellschaft in der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten und findet nach dem Untergang des sozialistischen Lagers seine Fortsetzung in den verbliebenen sozialistischen, so wie sozialistisch orientierten Staaten. Der Sozialismus beseitigt für immer die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. „Er braucht und verteidigt konsequent den Frieden. Für alle Mitglieder der Gesellschaft eröffnet er die Möglichkeit, ihre schöpferischen Fähigkeiten zu entfalten, eine hohe Bildung zu erwerben, ihre demokratischen Rechte und Freiheiten aktiv zur Vorwärtsentwicklung der sozialistischen Gesellschaft zu nutzen, ihre Persönlichkeit allseitig zu entwickeln.“ (War im Programm der SED zu lesen) Der sozialistische Humanismus ist daher wesentlich mit dem wissenschaftlichen Kommunismus identisch. K. Marx bezeichnete den Kommunismus als „realen Humanismus“. Mit der Niederlage des Sozialismus in Europa verlor der sozialistische Humanismus eine seiner stärksten Quellen. Aber auch heute noch findet der sozialistische Humanismus seinen Ausdruck im Kampf um den Frieden und im Kampf vieler sozialistisch orientierter Völker im Kampf gegen den Imperialismus. In der weltweiten Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus setzt die revolutionäre Arbeiterklasse die großen humanistischen Traditionen der Geschichte der Menschheit auf höherer historischer und theoretischer Stufe fort und führt einen unversöhnlichen Kampf gegen jene Preisgabe und Verfälschung des Humanismus durch die imperialistische Bourgeoisie und ihre Ideologen. In diesem Zusammenhang sei auf folgende Begriffe verwiesen: Mensch, Menschenrechte, Persönlichkeit, Sozialismus, Kommunismus.

Angelehnt an: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986 Seite: 376 – 377

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