Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Samstag, 31. Januar 2009

Recht:

Recht: Gesamtheit sich wechselseitig bedingender und voneinander abhängiger, vom Staat gesetzter oder sanktionierter und geschützter allgemeinverbindlicher Verhaltensregeln (Normen), die den letztlich durch die Produktionsverhältnisse bedingten Willen der herrschenden Klasse ausdrücken und staatlich erzwingbar sind. Rechtsnormen widerspiegeln die Interessen der ökonomisch und politisch herrschenden Klasse, die ihre Interessen in der Gesellschaft nur dauerhaft durchsetzen und schützen kann, wenn sie ihrem Willen allgemein Ausdruck in Gestallt staatlich-verbindlicher Normen verleit. Als Teil des politischen Überbaus einer bestimmten staatlichen organisierten Gesellschaft ist das Recht in seinem Kern darauf gerichtet, die bestehenden Produktions- und Lebensverhältnisse zu regulieren, zu gestallten und zu schützen. Es wird daher stets den sich verändernden gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst.
Das Recht ist wesentliches Element der Gesellschaftsordnung, indem es zur Stabilität und Festigkeit der bestehenden Klassenverhältnisse beiträgt. Es unterscheidet sich von anderen gesellschaftlichen Normen, z. B. von denen der Moral, sowohl durch den Gegenstand und die Methode seiner Regelungen als auch durch die Form seiner Gewährleistung und den besonderen Schutz bei seiner Verletzung. In sozialistischen Staaten werden die wichtigsten Rechtsnormen als Gesetze erlassen. Da das Recht immer Klassencharakter trägt, besitzt jede historische Gesellschaftsformation einen entsprechenden Staats- und Rechtstyp. Das sozialistische Recht unterscheidet sich in seinem Wesen, in seiner gesellschaftlichen Grundfunktion, in seinem Inhalt und in der Art seiner Verwirklichung vom kapitalistischen Recht, überhaupt von jeglichem Ausbeuter-Recht. Dieses dient der Aufrechterhaltung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung; es schützt das kapitalistische Privateigentum an den Produktionsmitteln, sichert die Ausbeutung der breiten werktätigen Massen durch die Eigentümer der Produktionsmittel und ist gerichtet auf die Unterdrückung jeglichen Widerstandes der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuterordnung. Das sozialistische Recht ist gegenüber allen Typen des Ausbeuterrechts ein qualitativ neuer, höherer Rechtstyp.
Um ihre historische Mission verwirklichen zu können, muss die Arbeiterklasse unter Führung ihrer Partei die politische Macht erobern und ihren Klasseninteressen in Gestallt des sozialistischen Recht allgemeine Geltung verschaffen. Das sozialistische Recht ist Ausdruck der historischen Mission der Arbeiterklasse und Instrument zu ihrer Verwirklichung. Mit Hilfe des sozialistischen Recht sichert und verwirklicht der sozialistische Staat die Interessen der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Klassen und Schichten, leitet und schützt er die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft. …
Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 795/96.

Montag, 26. Januar 2009

Nationalismus

Nationalismus: bürgerliche Ideologie und Politik im Bereich der nationalen und internationalen Beziehungen, welche die nationalen Klasseninteressen der Bourgeoisie, vor allem ihr Streben nach einem nationalen Markt, nach einem eigenen Nationalstaat und nach Unterdrückung und Ausbeutung der eigenen und anderer Nationen ausdrückt. Der Nationalismus gibt die beschränkten nationalen Interessen der Bourgeoisie als allgemeines Interesse der Nation aus, sie werden als höchster Wert proklamiert. Der Nationalismus ist immer mit der Überschätzung und Überbewertung der eigenen Nation, mit der Geringschätzung und Missachtung anderer Nationen verbunden und sät Misstrauen und Feindschaft zwischen den Nationen. Die soziale Funktion des Nationalismus besteht darin, die Klasseninteressen der Bourgeoisie mit den Interessen der ganzen Nation zu identifizieren, die Arbeiterklasse und alle Werktätigen mittels der nationalistischen Ideologie und Psychologie den Klasseninteresse der Bourgeoisie zu unterwerfen und sie zur Durchsetzung bürgerlicher Ziele im Namen der Nation zu mobilisieren. Der Nationalismus soll die internationale Solidarität der Arbeiterklasse untergraben und ihren internationalen Zusammenschluss zum Kampf gegen das Kapital verhindern. Nationalismus entsteht im Zusammenhang mit der Herausbildung der kapitalistischen Nationen.
Solange der bürgerliche Nationalismus in der Aufstiegsperiode der kapitalistischen Gesellschaft noch mit demokratischen Ideen und Zielen verbunden war und teilweise einen revolutionär-demokratischen Inhalt besaß, vermochte er im Kampf gegen den Feudalismus, für die Konsolidierung der Nation eine progressive Rolle zu spielen, obwohl er von Anfang an reaktionäre Auffassungen enthielt, da er die Gleichberechtigung der Nationen ignorierte und die eigene Nation über alle anderen stellte. Der Nationalismus der aufsteigenden Bourgeoisie war dann progressiv, wenn er für den gesellschaftlichen Fortschritt gegen die überlebte Feudalherrschaft wirkte. Nach der Periode der bürgerlich-demokratischen Revolutionen verwandelte sich der Nationalismus mehr und mehr in eine Reaktionäre Ideologie. Mit dem Übergang vom Kapitalismus der freien Konkurrenz zum Imperialismus wurde der Nationalismus zu einem ideologischen Instrument der imperialistischen Expansions- und Kolonialpolitik, zur Rechtfertigung der Unterdrückung und Ausplünderung anderer Nationen und Völker. Im Imperialismus nimmt der Nationalismus oft die aggressive Form des Chauvinismus an. Zugleich ist er eng mit dem Kosmopolitismus verbunden, der die Tendenz zur Internationalisierung des Kapitals widerspiegelt.
„Bürgerlicher Nationalismus und proletarischer Internationalismus – das sind zwei unversöhnliche feindliche Losungen, die den beiden großen Klassenlagern der ganzen kapitalistischen Welt entsprechen und zwei Arten von Politik (mehr noch: zwei Weltanschauungen) in der nationalen Frage zum Ausdruck bringen.“ (Lenin, Bd. 20, S.11)
In der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus im Weltmaßstab entsteht mit den nationalen Befreiungsbewegungen ein Nationalismus, der sich wesentlich vom reaktionären Nationalismus der imperialistischen Großbourgeoisie unterscheidet. Als Ausdruck des Strebens der vom Imperialismus unterdrückten Länder nach Freiheit und Unabhängigkeit besitzt er einen antiimperialistischen Inhalt und ist (in unterschiedlichem Grade) mit demokratischen Ideen und Zielen verbunden, obwohl er auch (mehr oder weniger stark ausgeprägt) reaktionäre Inhalte hat, wie z. B. antikommunistische Züge, rassistische Anschauungen u. a. Viele Beispiele beweisen, dass ein solcher Nationalismus alle fortschrittlichen Züge verliert, wenn er auf die Seite des Imperialismus übergeht.

Nation

Nation: Struktur- und Entwicklungsform der Gesellschaft in der kapitalistischen und kommunistischen Gesellschaftsformation. Die Nation entsteht gesetzmäßig mit der Herausbildung der ökonomischen Gesellschaftsformation des Kapitalismus als Produkt ökonomischer, hierauf beruhend auch sozialpolitischer, kultureller und ideologischer Entwicklungsprozesse und historischer Klassenkämpfe zwischen den von der progressiven Bourgeoisie geführten Volksmassen und dem Feudaladel. Die Funktion der Nation im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess besteht darin, durch den Zusammenschluss großer Menschengruppen mittels nationaler Beziehungen eine Form des Zusammenwirkens der Menschen zu schaffen, in deren Rahmen sich Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, Kultur, Wissenschaft und Technik in wachsendem Maße entfalten können. Die Nation ist ein wichtiges Element der Struktur der kapitalistischen Gesellschaftsformation; diese entwickelt sich konkret-historisch immer in der Form einer bestimmten kapitalistischen Nation. Nach dem Sieg der sozialistischen Revolution bleibt die Nation ein wichtiges Element der Struktur der kommunistischen Gesellschaftsformation: Die sozialistische Gesellschaft als erste Phase dieser Gesellschaftsformation entwickelt sich konkret-historisch immer in der Form einer bestimmten sozialistischen Nation. Als Entwicklungsform der Gesellschaft ist die Nation eine bedeutende geschichtliche Kraft, die den gesellschaftlichen Fortschritt beschleunigt.
Ihr Inhalt wird vor allem durch die ökonomischen, sozialen, politischen und ideologischen Prozesse sowie durch die Gesetzmäßigkeiten der jeweiligen Gesellschaftsformation bestimmt. Zugleich gehen in den Inhalt der Nation auch die ethnischen Eigenschaften, Merkmale und Bindungen der Menschen (Sprache, Bindung an das heimatliche Territorium, Besonderheiten der Lebensweise und Kultur, Sitten, Gebräuche, Traditionen, Bewusstsein der Zusammengehörigkeit) ein und verbinden sich mit dem sozialen Inhalt der Nation. Die soziale Seite ist für den Inhalt der Nation bestimmend, weil hierdurch ihr sozialhistorischer Typ, ihr Klassencharakter und ihre Entwicklungsrichtung festgelegt sind. Die Nation wird durch große Menschengruppen, durch die Klassen und Schichten einer Gesellschaft gebildet, die untereinander nationale Beziehungen entwickeln. Das sind ökonomische, sozialpolitische, ideologische Bindungen, die sich mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktions- und Austauschweise, mit der Entstehung des inneren Marktes auf einem bestimmten Territorium, in einem bestimmten Sprachgebiet und kulturellen Milieu unter einer größeren Bevölkerung herausbilden, mit den ethischen Bindungen verschmelzen und diese Bevölkerung zu einer sozialen Einheit, zu einer nationalen Gemeinschaft, integrieren.
Die Interessen der Bourgeoisie, der Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Feudaladel, später zwischen Proletariat und Bourgeoisie, üben einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der nationalen Beziehungen und der Nation aus. Die kapitalistische Nation kann nur bedingt als Gemeinschaft betrachtet werden, weil sie durch eine zunehmende Klassendifferenzierung, durch Klassenantagonismus und durch einen sich verschärfenden Klassenkampf charakterisiert ist. In diesem Sinne spricht Lenin von zwei Nationen, die in jeder bürgerlichen Nation vorhanden sind. (Lenin, Bd. 20, S. 17) Die gemeinschaftsbildenden Faktoren im Entwicklungsprozess der Nation sind vor allem die Gemeinsamkeit des Wirtschaftslebens, eine relativ geschlossenes Territorium als Siedlungsgebiet, die Gemeinsamkeit oder Verwandtschaft der Sprache, Kultur, der Sitten, Gebräuche und Lebensgewohnheiten. Diese sozialen und ethischen Faktoren gewannen ihre gemeinschaftsbildende Kraft erst auf der Grundlage der sich entwickelnden kapitalistischen Produktionsweise, obwohl sie selbst sich früher herausgebildet hatten. Auch der Staat wurde durch seine zentralisierende Rolle zu einem Faktor, der die Entstehung und Konsolidierung der Nation förderte und entscheidend beeinflusste. Die Nation als eine gesetzmäßig entstandene Struktur- und Entwicklungsform der Gesellschaft ist durch folgende allgemeine Kennzeichen charakterisiert: durch den historischen Charakter ihrer Entstehung und Entwickelung zusammen mit der kapitalistischen oder der kommunistischen Gesellschaftsformation, durch ihre ökonomische Grundlage, durch die Sprache als wichtigstes Mittel des Verkehrs und die das Territorium, auf welchem der Zusammenschluss der nationalen Gemeinschaft und in der Regel die Errichtung eines Nationalstaates erfolgt.
Die Entstehung und Entwicklung der Nation ist ein komplizierter sozialer Prozess, der in den einzelnen Ländern sehr Unterschiedlich verlaufen kann. In Europa haben sich die ethnischen Grundlagen der späteren Nationen bereits in der Feudalgesellschaft herausgebildet. Hier entstanden die Nationalitäten, aus denen später, in Verbindung mit dem Königtum und auf der ökonomischen Grundlagen der kapitalistischen Produktionsweise, die modernen Nationen hervorgingen. Die Nationen unterscheiden sich voneinander durch zwei Gruppen von gesellschaftlichen Erscheinungen: 1. durch Aspekte der sozialökonomischen und kulturellen Entwicklung, wie Niveau und Besonderheiten der Ökonomie, Eigenarten der Sozialstruktur, der politischen Ordnung und des geistigen Lebens, und 2. durch spezifisch nationale Merkmale, wie eigentümliche Züge der Kultur, der Lebensweise, der Sitten, Gebräuche und Traditionen wie auch der Sozialpsyche.
Während die erste Gruppe dieser unterscheidenden gesellschaftlichen Erscheinungen einen Prozess der Annäherung und Internationalisierung im Rahmen der jeweiligen ökonomischen Gesellschaftsformation unterliegt, bewahrt die zweite eine große Beständigkeit, weil es sich hierbei um die ethnischen Eigenschaften und Züge der Nation handelt.
Im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess haben sich zwei grundlegende Typen von Nationen herausgebildet: die kapitalistische und die sozialistische Nation. Die kapitalistische Nation ist eine Entwicklungsform der kapitalistischen Gesellschaft. Ihre ökonomische Grundlage ist die kapitalistische Produktionsweise, daher ist sie in antagonistische Klassen gespalten und wird durch Klassenkämpfe und soziale Konflikte geprägt. Ihre führende Kraft ist die Bourgeoisie, und das Schicksal der Nation ist untrennbar mit der Entwicklung des Kapitalismus und der herrschenden Bourgeoisie verbunden. Solange sich der Kapitalismus in seiner Aufstiegsphase befindet, kann er auch der Nation eine Entwicklungsperspektive bieten, und die Bourgeoisie kann als Repräsentant der Nation auftreten, weil ihre Klasseninteressen weitgehend mit den nationalen Interessen übereinstimmen. Im Stadium des Niedergangs des Kapitalismus, im Imperialismus, entsteht jedoch ein immer tiefer werdender Konflikt zwischen den Interessen der Nation und denen der herrschenden Monopolkapitalisten, weil der Imperialismus einen großen Teil der Produktivkräfte in Destruktivkräfte verwandelt und durch seine Kriegspolitik und seine wachsende Tendenz zur Reaktion nicht nur zu einem Hemmnis des weiteren Fortschritts der Nation, sondern auch zu einer Bedrohung ihrer Existenz wird. Die kapitalistische Produktionsweise war lange Zeit ökonomische Grundlage und Triebkraft für die Entwicklung der kapitalistischen Nation, im Imperialismus aber treibt sie selbst zu deren Auflösung und schafft die materiellen Bedingungen für ihre Umwandlung in die sozialistische Nation. Die Produktivkräfte des Kapitalismus wachsen über den nationalen Rahmen hinaus, sie nehmen internationalen Charakter an und untergraben damit die ökonomische Grundlagen der kapitalistischen Nation. Der Kapitalismus bringt zwei Tendenzen in der Entwicklung der Nation hervor, die in ihrer Einheit ein allgemeines Gesetz dieser Gesellschaftsformation sind: 1. die Tendenz zum Erwachen des nationalen Lebens, zum Kampf gegen Unterdrückung, zur Schaffung von Nationalstaaten; 2. die Tendenz zur Entwicklung der Beziehungen zwischen den Nationen, zur Herausbildung der internationalen Einheit des Kapitals und des gesamten wirtschaftlichen Lebens, zur Internationalisierung der Produktivkräfte, der sozialpolitischen Erfahrungen der Völker, der Wissenschaft, Technik und der gesamten Kultur.
Die Internationalisierung des gesellschaftlichen Lebens führt zur Annäherung der Nationen und zur Beschleunigung ihrer Entwicklung. Daher ist sie ihrem Wesen nach ein progressiver Prozess. Da dieser jedoch den Klasseninteressen des Monopolkapitals untergeordnet ist, erfolgt er in antagonistischer Form. Er ist mit der reaktionären Politik der gewaltsamen Angliederung, Unterwerfung und Ausbeutung schwächerer Nationen verbunden. Im Zuge dieser Politik schafft das internationale Monopolkapital supranationale oder transnationale Vereinigungen mit dem Ziel, die kapitalistische Nation rationeller auszubeuten. Selbst hochentwickelte imperialistische Länder geraten dadurch in ökonomische und politische Abhängigkeit von noch stärkeren imperialistischen Konkurrenten und vom internationalen Finanzkapital. Die Ideologie dieser Politik ist der Nationalismus und der Kosmopolitismus.
Die weitere Entwicklung der Nation ist untrennbar mit dem revolutionären Kampf der Arbeiterklasse um die Beseitigung des Imperialismus und die Errichtung des Sozialismus verbunden. Die Arbeiterklasse vertritt die wahren Interessen der Nation. Sie verbindet ihre soziale Aufgabe, die Befreiung der Werktätigen von kapitalistischer Ausbeutung und Klassenunterdrückung, mit der nationalen Aufgabe, die Nation von der Bedrohung durch den Imperialismus zu befreien. Indem sich die Arbeiterklasse als die entschiedenste Vorkämpferin der nationalen Interessen bewährt, sammelt sie alle fortschrittlichen nationalen Kräfte um sich und führt die Nation auf den Weg des gesellschaftlichen Fortschritts. Durch die sozialistische Revolution und den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft gestaltet sie die Existenzgrundlage der Nation um, gibt ihr einen qualitativ höheren Typ der nationalen Gemeinschaft, die sozialistische Nation. Bei dieser Umgestaltung bleibt die ethnische Grundlage der Nation im wesentlichen erhalten (Sprache, Beziehung zum Territorium, spezifische Besonderheiten der Kultur und der Sozialpsyche, Sitten, Gebräuche, Lebensgewohnheiten), während sich die soziale Natur der Nation grundlegend verändert (ökonomische und politische Beziehungen, Sozialstruktur, Inhalt der Kultur und Ideologie). Die sozialistische Nation beruht auf der sozialistischen Produktionsweise. Sie kennt keine Klassenantagonismen, sondern ist durch eine wachsende politisch-moralische Einheit des Volkes gekennzeichnet. Deshalb ist sie auch wesentlich stabiler als die kapitalistische Nation.
Mit der Herausbildung der sozialistischen Nation beschleunigt sich die gesellschaftliche Entwickelung im nationalen und internationalen Rahmen. Es vollzieht sich ein rascher Aufschwung der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie der sozialpolitischen Aktivitäten der sozialistischen Nation. Die sozialistische Nation gewinnt zugleich ein neues Verhältnis zu den anderen Nationen. Wenn für die Beziehungen zwischen den kapitalistischen Nationen Feindschaft, Streben nach Unterdrückung, Übervorteilung und Ausbeutung anderer Nationen charakteristisch sind, so werden die Beziehungen zwischen den sozialistischen Nationen durch die Prinzipien des proletarischen Internationalismus bestimmt. Die sozialistische Nation und die nationalen Beziehungen im Sozialismus sind durch die Wechselwirkung nationaler und internationaler Züge charakterisiert. Dabei wächst das spezifische Gewicht des Internationalen mit der weiteren Entwicklung des reifen Sozialismus und seinem allmählichen Übergang zum Kommunismus. Im Ergebnis dieses Prozesses entsteht eine internationale Gemeinschaft gleichberechtigter Nationen. Auch in der kommunistischen Gesellschaftsformation wirken zwei Tendenzen in der Entwicklung der Nation und der nationalen Beziehungen. Sie ergeben sich historisch aus den bereits charakterisierten Tendenzen des Kapitalismus, gewinnen aber im Sozialismus einen qualitativ neuen Inhalt: 1. die Tendenz zur freien nationalen Entwicklung durch das beständige Aufblühen der Nation; 2. die Tendenz zur ständigen allseitigen Annäherung der Nationen mit dem schließlichen Resultat ihrer Verschmelzung in der späteren Zukunft.
Diese beiden Tendenzen entwickeln sich im Sozialismus in harmonischer Wechselwirkung, wobei die Tendenz zur Annäherung der Nationen führend ist. Hierdurch entsteht der sozialistische Typ der Internationalisierung des gesellschaftlichen Lebens, der frei von Antagonismen ist. Die Annäherung der sozialistischen Nationen und die Schaffung einer internationalen Gemeinschaft vollzieht sich auf der Grundlage der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Sozialismus und unter Beachtung der Souveränität und Gleichberechtigung sowie der Interessen jeder Nation. Die internationale Gemeinschaft der sozialistischen Nationen entwickelt sich als Staatengemeinschaft. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die sozialistische ökonomische Integration, welche zur Herausbildung einer sozialistischen Weltwirtschaft führt und zugleich den Fortschritt der nationalen Wirtschaften beschleunigt. Die Annäherung der sozialistischen Nationen ist in komplizierter und langwieriger Prozess. Er erfolgt in allen Lebensbereichen der Gesellschaft und führt allmählich zu einer Angleichung des ökonomischen Entwicklungsniveaus der einzelnen Nationen. Nationale Unterschiede werden jedoch noch lange Zeit bestehen bleiben. Sie können erst im Ergebnis einer längeren Entwicklung im Kommunismus verschwinden, nachdem die Annäherung der Nationen zu ihrer völligen Einheit und schließlich zu ihrer Verschmelzung geführt haben wird. Daraus folgt, dass die Nation noch für einen langen geschichtlichen Zeitraum eine notwendige Struktur- und Entwicklungsform der Gesellschaft bleiben wird. Der wissenschaftliche Kommunismus weist alle Angriffe auf die Nation und die nationale Souveränität zurück und wendet sich entschieden gegen alle Versuche, die Annäherung der sozialistischen Nationen zu hemmen oder ihre Verschmelzung gewaltsam zu forcieren.
Bürgerlich-kosmopolitische Vorstellungen von der Schaffung eines übernationalen „Weltstaates“ haben mit der marxistisch-leninistischen Theorie und dem sozialistischen Internationalismus nichts gemein. Sie spielen nur dem Imperialismus in die Hände und richten sich objektiv gegen die freie Entwicklung der sozialistischen Nation und der jungen Nationalstaaten. …
Auszug aus „Kleines Politisches Wörterbuch“ sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, seite 632 – 637

Patriotismus

Nun wird des öfteren der Begriff Patriotismus gebraucht, jüngst auch wieder im Zusammenhang mit diversen Protesten. Nur was ist Patriotismus und ist er überhaupt noch zeitgemäß? Dabei ist oft zu beobachten, dass Erscheinungen des Nationalismus als Patriotismus ausgegeben werden.
„Patriotismus: Liebe zur Heimat, Liebe zum Vaterland; gesellschaftliche-historische Erscheinung, die sich in Abhängigkeit von der Entwickelung des Vaterlandes als dem jeweils gegebenen politischen, kulturellen und sozialen Milieu des Lebens und des Kampfes eines Volkes herausbildet. „Der Patriotismus ist eins der tiefsten Gefühle, das durch die jahrhunderte- und jahrtausendelange getrennte Existenz der verschiedenen Vaterländer eingewurzelt ist.“ (Lenin, Bd. 28, Seite 182) Träger des Patriotismus sind in allen Epochen die Volksmassen. Sie sind am meisten am Schicksal des Vaterlandes interessiert. In ihrer revolutionären Periode ist auch die Bourgeoisie patriotisch. Sobald sie jedoch das Vaterland ihren Profitinteressen unterworfen hat, enthüllt sie ihre nationalistische Einstellung (siehe Nationalismus). Die Arbeiterklasse ist als einzige konsequent revolutionäre Klasse auch die am meisten patriotische Klasse der Gesellschaft. Ihre Stellung zum Vaterland wird von den grundlegenden Interessen des Befreiungskampfes der Arbeiterklasse um die Beseitigung jeglicher Ausbeutung bestimmt. Der Patriotismus bildet mit dem proletarischen Internationalismus eine untrennbare Einheit; dadurch wird sein Abgleiten in den Nationalismus verhindert. Unter den Bedingungen der sozialistischen Nation ist der Patriotismus eine Ausdrucksform des sozialistischen Nationalbewusstseins.
Für die Arbeiterklasse ist das jeweilige Vaterland der Kampfboden für die Erfüllung ihrer historischen Mission. Mit ihrem Kampf um die Beseitigung der Herrschaft des Imperialismus und um die Errichtung der sozialistischen Gesellschaft erweist sie sich zugleich als die beste Verfechterin der wahren Interessen der Nation. Der sozialistische Patriotismus ist die höchste Form des Patriotismus. Er entspricht ebenso wie der proletarische Internationalismus stets den Gesamtinteressen der Arbeiterklasse und ist der Verwirklichung der historischen Mission der Arbeiterklasse untergeordnet. Der sozialistische Patriotismus erfasst das gesamte Volk des sozialistischen Vaterlandes, bewahrt die revolutionären patriotischen Traditionen der Vergangenheit des Landes in sich auf und hebt sie auf eine höhere Stufe. Er ist bewusster Patriotismus, weil in ihm das patriotische Gefühl des Volkes, die Treue zum Vaterland mit den wissenschaftlichen Ideen des Marxismus-Leninismus verbunden sind. Er ist tätiger Patriotismus, der sich in der schöpferischen Aktivität der Werktätigen, im zielbewussten Kampf für den Frieden und den Sieg des Sozialismus äußert. Er ist organisch mit der unverbrüchlichen Freundschaft und der internationalen Solidarität mit den Werktätigen aller Länder im Kampf für Frieden und Sozialismus, insbesondere mit der gegenseitigen brüderlichen Hilfe der Völker in den sozialistischen Ländern, verbunden.“
Quelle: Kleines politische Wörterbuch, Dietz Verlag, Berlin 1986, Seite 728/29

Freitag, 23. Januar 2009

Kultur:

Kultur: Entwicklung der Menschen und ihrer Lebensweise in der Geschichte, im Prozess ihrer Arbeit zur Aneignung und Umgestaltung der Natur und ihrer Tätigkeit zur Entwicklung und Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die dadurch entstehenden materiellen und ideellen Lebensbedingungen der Individuen, ihre historische Qualität sowie die sozialen Bedingungen ihrer Nutzung entscheiden über die historisch konkreten und sozial bestimmten Möglichkeiten und Formen der Persönlichkeitsentwicklung der Individuen und ihrer Lebensweise. Zugleich entsteht durch die >>vergegenständlichte Wesenskräfte des Menschen<< (Marx, MEW, Ergänzungsband 1. S. 543) in materiellen und geistigen Leistungen, sozialen Erfahrungen, kulturellen Traditionen und subjektiven Fähigkeiten die Möglichkeit einer ständigen Höherentwicklung der Gesellschaft und der Menschen, es vollzieht sich ein universalgeschichtlicher Prozess der >>Entwicklung der menschlichen Herrschaft über die Naturkräfte, die der sogenannten Natur sowohl, wie seiner eigenen Natur<< (Marx, Grundrisse, S. 387).
Zur Kultur einer Gesellschaft gehören die Gesamtheit der objektiven und subjektiven Ergebnisse menschlicher Tätigkeit, in denen sich die Entwicklung der Menschen ausdrückt; das jeweils historisch-konkrete Ensemble der Lebensbedingungen der Individuen, das die tatsächlich genutzten Ergebnisse menschlicher Tätigkeit und deren Weiterentwicklung umfasst; die Art und Weise, wie und mit welchen Ergebnissen die Individuen an der Produktion, der Verteilung, dem Austausch und der Nutzung des gesellschaftlichen Reichtums teilnehmen; die sich in der praktischen und geistigen Lebenstätigkeit herausbildenden sozial determinierten Bedürfnisse, Fähigkeiten, Genüsse und Produktivkräfte der Individuen; die Formen des sozialen Verkehrs und der geistigen Kommunikation in der Gesellschaft (einschließlich der dafür ausgebildeten Instrumentarien, Techniken und Zeichen); die die sozialen Beziehungen und das persönliche Verhalten der Individuen regelnden Erfahrungen, Gewohnheiten, Normen, Rechtsvorschriften, Traditionen und Wertorientierungen; die Bräuche, Kulte und Riten in der jeweiligen Lebensweise, die Formen der Geselligkeit, des Spiels und der Unterhaltung; die ideologischen Interpretationen und Reflexionen des Verhältnisses der Menschen zur Natur und seiner gesellschaftlichen Stellung und Perspektive in Kunst und Weltanschauung und deren Einwirkungen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und individuellen Verhaltensweisen; die Organisationen und Institutionen des Überbaus, die von historischen Gesellschaften, ethnischen bzw. lokalen Gemeinschaften, sozialen Klassen und Schichten geschaffen werden, um kulturelle Ziele zu verwirklichen (Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, Kommunikationsmittel, Kultstätten, künstlerische Einrichtungen, religiöse Institutionen, wissenschaftliche Lehr- und Forschungsstätten, Organisationsformen von Geselligkeit, Unterhaltung, Erholung und Vergnügen).
Jede Kultur existiert in objektiver und subjektiver Form. Als objektive Kultur wirkt die Gesamtheit der schöpferischen Leistungen, die von der Menschheit in ihrer historischen Praxis geschaffen wurden und die sowohl in materiellen und geistigen Leistungen als auch in sozialen Erfahrungen und kulturellen Traditionen >>objektiviert<< sind. Zur objektiven Kultur gehören ebenfalls die stets neu und auf ständig erweiterter Stufenleiter produzierten Ergebnisse der aktuellen Lebenstätigkeit der Individuen. Kultur sind diese geschichtlichen im aktuellen Errungenschaften der menschlichen Lebenstätigkeit jedoch nur, wenn sie im gesellschaftlichen Leben tatsächlich angeeignet, genutzt und weiterentwickelt werden, wenn sie zum historisch-konkreten und sozial bestimmten Ensemble der Lebensbedingungen der Individuen gehören oder werden. Die subjektive Kultur einer Gesellschaft äußert sich im jeweils erreichten historisch-konkreten und sozial bestimmten Niveau der Bedürfnisse, Eigenschaften, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Genüssen und Produktivkräfte der Individuen sowie in deren Vermögen, zur Erhaltung und Fortentwicklung der Gesellschaft beizutragen.
Im Gegensatz zu bürgerlich-idealistischen Konzeptionen, die in der Kultur ein autonomes Reich der höheren Werte jenseits des praktischen Lebens der arbeitenden Menschen sehen, die Kultur auf das >>Seelische und Geistige<< jenseits des >>nützlich geformten Daseins<< reduzieren, versteht der Marxismus-Leninismus unter Kultur stets ein Ensemble objektiver Lebensbedingungen und individueller Eigenschaften. Die Arbeit ist die Grundlage jeglicher Kultur, alle Kultur entsteht durch die schöpferische Tätigkeit der Menschen in der materiellen und geistigen Produktion – ob es sich um die im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess erzeugten Produktivkräfte der Gesellschaft und der Individuen handelt oder um einmalige schöpferische Leistungen besonderer Individuen: Werke der Wissenschaft und Kunst, Errungenschaften der Politik oder des Rechts, Veränderungen in der Natur und Fortschritte in der Gesellschaft. Durch die Arbeit und die gesamte Lebenstätigkeit werden die jeweils herausgebildeten Bedürfnisse und Fähigkeiten der Individuen in materiellen Produkten, geistigen Leistungen, sozialen Erfahrungen und kulturellen Traditionen vergegenständlicht. Das ermöglicht es nachfolgenden Generationen und späteren Gesellschaften und Kulturen, sich die Errungenschaften früherer Produktionsweisen und Kulturstufen anzueignen. In diesem Sinne regelt die Kultur die komplizierten Prozesse der sozialen Vererbung, die Bewahrung und Weitergabe der Traditionen und ihre ständige Veränderung und Fortentwicklung in jeder neuen Gesellschaftsordnung und Kulturstufe.
Die Kultur ist also Bestandteil und Ergebnis der gesamten menschlichen Tätigkeit, in der die Menschen ihre praktischen und geistigen Fähigkeiten vor allem durch die Arbeit vergegenständlichen und damit den Prozess der Entwicklung der Gesellschaft und des Menschen selbst praktisch realisieren. In der Kulturentwicklung drückt sich aus, inwieweit die Menschen sich aus der Natur herausgearbeitet haben, inwieweit sie zum Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung geworden sind. Das ist zugleich ein ständiger Prozess der Entstehung, Entwicklung, Differenzierung und Veränderung der Bedürfnisse, Eigenschaften, Fähigkeiten, Genüsse und Produktivkräfte der Individuen. An der Kulturentwicklung haben die Angehörigen der verschiedenen sozialen Klassen und Schichten einen unterschiedlichen Anteil, sowohl was die Produktion wie die Nutzung der kulturellen Werte und Leistungen angeht. Schöpfer der Kultur sind sowohl die in der materiellen Produktion Tätigen als auch die geistig Schaffenden.
Die menschliche Kultur ist das Ergebnis der naturverändernden und gesellschaftsgestaltenden Tätigkeit der Volksmassen, die durch ihre produktive Arbeit und ihre Teilnahme an den politischen Kämpfen die Höherentwicklung der Gesellschaft und des Individuums praktisch verwirklichen. Darüber hinaus entstehen durch die Arbeit auch alle Voraussetzungen (Zeit, Material, Geld) für das geistige Schaffen und die künstlerische Kultur. Auch werden wesentliche Leistungen der geistigen Kultur erst wirksam durch die entsprechende >>Vergegenständlichung<< der Ideen. Insofern ist die Arbeit sowohl Kulturprozess als auch Grundlage der Kultur. Dieser Prozess trägt Klassencharakter, seitdem und solange es Klassen in der Gesellschaft gibt. W. I. Lenin hat nachgewiesen, dass sich im Kapitalismus zwei Kulturen unversöhnlich gegenüberstehen, die reaktionäre bürgerliche Kultur als die herrschende Kultur in der Gesellschaft und die Elemente einer demokratischen und sozialistischen Kultur, die von der Arbeiterklasse und der fortschrittlichen bürgerlichen Intelligenz geschaffen wird. Der Klassencharakter der Kultur wird von den ökonomischen, politischen und ideologischen Verhältnissen und ihrer sozialen Widersprüchlichkeit bedingt und ist selbst Ausdruck dieser Verhältnisse. In den antagonistischen Klassengesellschaften ist die herrschende Kultur stets die Kultur der herrschenden Klasse. Den Hauptanteil des gesellschaftlich geschaffenen kulturellen Reichtums eignen sich stets die herrschenden Klassen und ihr Anhang an, während die Werktätigen meist nur über jenen Anteil an der materiellen und geistigen Kultur verfügen, der für die Reproduktion ihrer Arbeitskraft unerlässlich ist. Dieser Gegensatz wird im Imperialismus auf die Spitze getrieben. Mit dem Übergang vom Kapitalismus zu Sozialismus ergibt sich die Notwendigkeit der revolutionären Umwälzung der Kultur und Lebensweise des Volkes durch die sozialistische Kulturrevolution.

 Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seiten 531/533.

Sonntag, 18. Januar 2009

Theorie

- grundlegende Form der ideellen Widerspiegelung der objektiven Realität im Bewusstsein der Menschen; systematisch geordnetes verallgemeinertes Wissen über einen Bereich der objektiven Realität oder über Erscheinungen des geistigen Lebens der Menschen. Die Bildung von Theorie ist eine entscheidende Etappe des wissenschaftlichen Erkennens. In den Theorien werden die Struktur, die Funktion und die Gesetzmäßigkeiten von Objektbereichen in verallgemeinerter, idealisierter Form widergespiegelt und exakt formuliert. Theorien sind ein entscheidender Bestandteil der Wissenschaft, sie bilden gewissermaßen ihr „Rückrat“, um das sich ihre anderen Bestandteile gruppieren, wie das empirische Wissen, methodische Elemente usw. Die Theorie über einen Objektbereich ermöglicht die Erklärung der Erscheinungen und Prozesse dieses Objektbereichs und zugleich wissenschaftliche Voraussagen, d. h. Prognosen über noch unbekannte oder künftige Erscheinungen und Prozesse. Sie bildet damit die wichtigste Grundlage für das bewusste, zweckmäßige und zielstrebige Handeln der Menschen sowohl in der praktischen wie in der theoretischen Tätigkeit. Hierbei spielt die Methode eine große Rolle, d. h. das System von Regeln, Anweisungen und Verfahren, welches auf der Grundlage der Theorie von theoretischen Aussagen abgeleitet wird. Jede Theorie besitzt eine bestimmte Struktur, sie besteht aus Gesetzesaussagen, Prinzipien und Aussagen über einzelne Sachverhalte, die in bestimmten Beziehungen zueinander stehen.
Die Theorie ist bereits zuverlässiges, geprüftes und bestätigtes Wissen, zum Unterschied von der Hypothese, welche noch nicht oder nur unzureichend bestätigt ist. Doch darf dieser Unterschied nicht verabsolutiert werden; denn erstens können Hypothesen im Fortgang des Erkennens zu Theorie werden, und zweitens enthalten einwickelte Theorien in der Regel auch hypothetische Elemente. Als Produkt der theoretischen Aneignung der objektiven Welt durch die Menschen trägt die Theorie stets logisch-abstrakten Charakter. Sie ist vermitteltes Wissen, das keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der objektiven Realität besitzt, sondern mit dieser über das empirische Wissen, über die Erfahrung und die Sinneswahrnehmung verbunden ist. Da die theoretische Tätigkeit auf der praktischen beruht, von dieser hervorgebracht und vorangetrieben wird, ist die Theorie untrennbar mit der gesellschaftlichen Praxis verbunden. Diese ist die letzte Grundlage und Triebkraft der Theoriebildung und auch das höchste Kriterium ihrer Wahrheit.
Theorie und Praxis bilden eine dialektische, widersprüchliche Einheit von Gegensätzen; ihre Wechselbeziehung ist kompliziert, oft vielfach vermittelt, weil die Theorie eine zunehmende relative Selbständigkeit gegenüber der Praxis gewinnt. Als Widerspiegelung der objektiven Realität ist die Theorie gegenständlich durch den widergespiegelten Objektbereich bestimmt; aber sie ist zugleich auch durch die jeweilige gesellschaftliche Praxis, die Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse sowie die gesellschaftlichen Interessen (Klasseninteressen) determiniert. Deshalb ist jede Theorie historisch bedingt und relativ. Die Theorie des Marxismus-Leninismus ist die verallgemeinerte Widerspiegelung der grundlegenden Strukturen und Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaft. Die ermöglicht eine wissenschaftliche Erklärung der Gesellschaft als Ganzes, der Funktion und Bereiche der Gesellschaft sowie der gesellschaftlichen Entwicklung und ermöglicht damit auch eine wissenschaftliche Prognose künftiger Entwicklungstendenzen. Die Theorie des Marxismus-Leninismus gibt der Arbeiterklasse ein wirksames  Instrument zur praktischen Umgestaltung der Gesellschaft, zur Errichtung der kommunistischen Gesellschaftsformation auf wissenschaftlicher Grundlage.
Die kommunistisch-leninistischen Parteien lassen sich in ihrer gesamten Tätigkeiten von dem Gedanken Lenins leiten, dass es „ohne revolutionäre Theorie … auch keine revolutionäre Bewegung“ geben kann. (Lenin, Bd. 5, S. 379) Deshalb schenken sie der weiteren Ausarbeitung der Theorie auf der Grundlage der praktischen Erfahrung große Aufmerksamkeit.

Angelehnt an: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 948/50

Elitetheorie:

Elitetheorie: bürgerliche Theorie, nach der die Volksmassen, die Werktätigen, zu einer eigenständigen schöpferischen Leistung unfähig sind, als willenlose, leicht verführbare Masse keine eigenständige geschichtsbildende Kraft darstellen, sondern zu ihrer Führung eine Elite bedürfen. Das Ziel der Ideologen dieser Theorie besteht darin, die gesellschaftliche Entwicklung als das Werk einer Führungsschicht nachzuweisen, deren privilegierte Stellung und Herrschaft über die Massen aus angeblich besonderen sozialen, biologischen, geistigen oder sittlichen Qualitäten dieser Schicht herzuleiten seien. Das in der Elitetheorie benutzte Einteilungsprinzip Elite – Masse basiert auf subjektiven Kriterien. Die Vertreter der Elitetheorie leugnen die Existenz objektiver gesellschaftlicher Gesetze, das Primat des gesellschaftlichen Seins gegenüber dem gesellschaftlichen Bewusstsein. Sie ignorieren die Tatsache, dass die Produktionsweise materieller Güter den Charakter und die Entwicklung der Gesellschaft bestimmt und dass demzufolge die unmittelbaren Produzenten materieller Güter die entscheidenden Träger der gesellschaftlichen Entwicklung und aller wichtigen historischen Ereignisse sind.
Elitetheorien sind in den reaktionären Ideologien alles Ausbeuterklassen enthalten. Sie gewinnen immer denn an Bedeutung, wenn es gilt, die privilegierte Stellung der Eigentümer der Produktionsmittel und damit auch die politische macht gegenüber dem Volk zu rechtfertigen und zu verteidigen. Die bürgerliche Elitetheorien entstanden als Reaktion auf den Klassenkampf des Proletariats, als Formen des ideologischen Kampfes der Bourgeoisie gegen die Arbeiterbewegung und gegen den zunehmenden Einfluss der marxistisch-leninistischen Weltanschauung. Ihre Ideologen propagieren autoritäre, hierarchisch gegliederte Gesellschaftssysteme. Jede revolutionäre Aktion der Massen wird von ihnen als „Einbruch des Urwaldes“ (Ortega y Gasset), als blinder Aufruhr, als sinnlos und widernatürlich diffamiert. In der Ideologie und Praxis des faschistischen deutschen Imperialismus offenbarte die Elitetheorie ihre antihumanistischen und barbarischen Züge am sichtbarsten. Elitetheorien innerhalb der Ideologie des Imperialismus treten in verschiedenen Formen auf: rechtssozialdemokratische, revisionistische, liberale und klerikale Elitetheorie. Man stützt sich auf rassistische Erwägungen (Nietzsche, Chamberlain), auf eine abstrakte menschliche Natur (Treitschke, M. Weber, Jaspers), auf psychologische Tatbestände (Le Bon, Mosca, Pareto, Ortega y Gasset), auf Argumente des Technizismus (Burnham, Dahrendorf). Gegenwärtig finden wir die Elitetheorie im modernen Revisionismus u. a. Bürgerlichen Ideologien, in denen behauptet wird, dass die wissenschaftlich-technische Revolution zwangsläufig die führende Rolle der Intelligenz erfordere, dass die „neuen Leute“ der postindustriellen Gesellschaft Wissenschaftler, Mathematiker, Wirtschaftler und Soziologen seien, die die neuen Technologien beherrschen könnten. Letztlich sind die Volksmassen die Schöpfer der Geschichte, wobei jedoch die Rolle hervorragender Persönlichkeiten anerkannt wird.

Bildungsprivileg

Bildungsprivileg: Wesenszug der gegen die Werktätigen gerichteten Bildungspolitik in antagonistischen Klassengesellschaften. Die zur Teilnahme an der Lenkung von Politik und Wirtschaft notwendige Bildung ist das Privileg der herrschenden Klasse (Bildungsmonopol). Die werktätigen Massen bleiben entweder vollkommen von der Bildung ausgeschlossen (Analphabetentum in den kolonialen und halb kolonialen Ländern sowie zum Teil auch in hoch entwickelten kapitalistischen Ländern), oder ihre Bildung wird auf das für die technische Entwicklung erforderliche Minimum beschränkt. Das Bildungsprivileg ist eine Absage an die wissenschaftliche Bildung für das werktätige Volk, um die Ausgebeuteten zum geeigneten Objekt für die geistige Manipulierung durch die herrschende Klasse zu degradieren. Auch wenn in Anbetracht der wissenschaftlich-technischen Entwicklung ein höheres Bildungsniveau für Teile der Werktätigen verwirklicht wird, ist es einseitig auf eine enge Spezialisierung im Interesse der Monopole gerichtet. Seine ideologische Begründung findet das Bildungsprivileg in der Elitetheorie. Mit der Errichtung der sozialistischen Gesellschaft wird das Bildungsprivileg gebrochen und werden die gesellschaftlichen Voraussetzungen geschaffen, allen Kindern des werktätigen Volkes eine hohe Allgemeinbildung zu vermitteln.

Samstag, 17. Januar 2009

Religion 2.

Form des gesellschaftlichen Bewusstseins, in der die objektive Realität, besonders das menschliche Dasein, in verkehrter Weise widergespiegelt wird. Religion ist eine idealistische Welt- und Lebensanschauung, in der als primäre Ursache des natürlichen und gesellschaftlichen Geschehens ein persönlicher Gott (bzw. mehrere Götter, Geister o. ä.) bzw. unpersönliche übernatürliche Kräfte und Mächte angesehen werden (Deismus). Am meisten verbreitet sich heute die monotheistischen Religionen: Christentum, Islam und Buddismus. Besonders im Christentum fand eine umfassende Institutionalisierung des religiösen Glaubens durch die Kirche mit allen ihren Einrichtungen statt. Religion ist stets irrationales Fürwahrhalten von Glaubensaussagen, ist stark emotional betont und mit Kulthandlungen verschiedener Art (Opfer, Gebet, Riten) verbunden.
Da im Zentrum jeder Religion der Glaube an übernatürliche, transzendente Mächte steht, sind religiöser Glaube und Wissenschaft nicht nur verschiedene, sondern einander ausschließende Erscheinungen. Der seit Nicolaus Copernicus und Galileo Galilei offensichtliche Gegensatz zwischen Naturwissenschaft und christlicher Religion ist somit prinzipieller Natur. Daher mussten zwangsläufig alle Versuche der Theologie, diesen Gegensatz aufzuheben, ohne Erfolg bleiben. Dass eine Reihe von bekannten Naturwissenschaftlern zugleich religiös waren und sind, widerlegt nicht die Unvereinbarkeit von Naturwissenschaft und Religion, da in keinem Falle nachgewiesen ist, dass die Religion organischer Bestandteil des wissenschaftlichen Gedankengebäudes ist bzw. zwangsläufig aus wissenschaftlichen Erkenntnissen folgt. Vielmehr resultieren die religiösen Vorstellungen aus Tradition, Erziehung oder Unvermögen, die menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge wissenschaftliche zu durchdringen. Die religiöse Vorstellungswelt mancher Naturwissenschaftler seht somit außerhalb ihrer naturwissenschaftlichen Erkenntnis und Denkweise. Daher ist die auf kirchlicher Seite häufig anzutreffende Berufung auf „religiöse Naturwissenschaften“ ein unzulässiger Autoritätsbeweis, bei dem von der wissenschaftlichen Autorität auf die Gültigkeit religiöser Aussagen geschlossen wird.
Religion lässt sich keineswegs auf Unkenntnis oder Unwissenheit reduzieren. Ihre wurzeln liegen nicht nur in der Erkenntnis; vielmehr resultiert ihre Existenz vornehmlich aus der Ohnmacht der unterdrückten Volksmassen gegenüber der herrschenden Ausbeuterklasse, ihr Leben den eigenen Interessen gemäß zu gestalten. Sie resultiert aus gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen für die Volksmassen „das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt“. Deshalb ist die Religion für diese Verhältnisse „moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund“. In ihr findet das eigentliche menschliche Wesen seine „phantastische Verwirklichung“. Daher bestimmte Marx die Religion als den „Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt … das Opium des Volkes“ (MEW Bd. 1, S. 378). Religion hat somit vornehmlich ihre historischen Ursachen im Bestehen der Klassengesellschaft, in der Ausbeutung und Unterdrückung der Volksmassen. Die soziale Wirklichkeit der Ausbeutergesellschaft erzeugt jedoch nicht nur das Bedürfnis der Volksmassen nach Religion, sondern auch die Möglichkeit und das Bestreben der herrschenden Klasse, die Religion als ideologisches Mittel der Manipulation und der Rechtfertigung der bestehenden Zustände zu benutzen.
Da Religion auch „Protestation gegen das wirkliche Elend“ (ebenda) ist, können auch progressive Klassen und Schichten ihre Kämpfe durchaus in religiösen Gewand austragen. Bis zum 17. Jh. wurden Klassenkämpfe in Europa generell unter religiösem Vorzeichen geführt. Heute ist es Notwendig, dass die gemeinsamen sozialen Interessen viele Werktätige in den Ländern des Kapitals an die Seite der Arbeiterklasse führen.
Erst im Sozialismus werden mit der Beseitigung der Ausbeutung, Not, Elend, Unterdrückung die sozialen Wurzeln der Religion aufgehoben. „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks“ (MEW Bd. 1 S. 379).
Die dem Sozialismus adäquate Weltanschauung trägt notwendigerweise wissenschaftlichen und atheistischen Charakter. Somit wird sich der dialektische und historische Materialismus immer mehr als Weltanschauung des ganzen Volkes durchsetzen. „Der religiöse Widerschein der wirklichen Welt kann überhaupt nur verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkeltagslebens den Menschen tagtäglich durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander und zur Natur darstellen. Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d. h. Des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihre mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewusster planmäßiger Kontrolle steht. Dazu ist jedoch eine materielle Grundlage der Gesellschaft erheischt oder eine Reihe materieller Existenzbedingungen, welche selbst wieder das naturwüchsige Produkt einer langen und qualvollen Entwicklungsgeschichte sind“ (MEW Bd. 23, S. 94).
Ausbeuterklassen haben die Religion immer dazu benutzt, die unterdrückten Massen geistig nieder zuhalten. Auch in der Gegenwart missbrauchen reaktionäre Kräfte die Religion als ideologisches Mittel, die Werktätigen der Länder des Kapitals von der Erkenntnis ihrer wahren Interessen und vom Klassenkampf abzuhalten, sie mit der kapitalistischen Gesellschaft zu versöhnen. Nicht selten wurde/wird Religion dazu missbraucht, einen Kreuzzug gegen die sozialistischen Länder zu erzeugen, aber auch gegen andere Länder, sowie anders Gläubige Menschen. Verantwortungsbewusste religiöse Kreise wenden sich gegen diesen Missbrauch der Religion und treten für Verständigung und Frieden ein.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Allgemeine Krise des Kapitalismus:

umfassende System- und Gesellschaftskrise des niedergehenden Kapitalismus. Die allgemeine Krise des Kapitalismus erfasst alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens: Ökonomie, Politik, Kultur, Ideologie, Moral usw. Sie umfasst jenen historischen Zeitabschnitt der Existenz des Kapitalismus, in dem sich der Prozess seines Niedergangs und seiner revolutionären Ablösung durch den Sozialismus und Kommunismus im Weltmaßstab gesetzmäßig vollzieht. Die allgemeine Krise ist das Resultat der Zuspitzung aller dem Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium eigenen Widersprüche, vor allem des Grundwiderspruchs des Kapitalismus (wesentlicher innerer, die Entwicklung des Kapitalismus bestimmender Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privat kapitalistischen Aneignung ihrer Ergebnisse), des Widerspruchs zwischen Proletariat und Bourgeoisie, des Widerspruchs zwischen den imperialistischen Mächten und den Entwicklungsländern sowie des Widerspruchs zwischen den imperialistischen Staaten.

Montag, 12. Januar 2009

Sinn des Lebens:

Sinn des Lebens: Grundfrage jeder Weltanschauung, insbesondere jeder Ethik, auf die in der Geschichte des menschlichen Denkens von den Ideologen der verschiedensten Klassen unterschiedliche Antworten gegeben werden. Sie umfasst die Frage nach Sinn, Zweck und Ziel des menschlichen Lebens, die Frage nach dem Lebensinhalt des Menschen und nach den gesellschaftlichen Lebensbedingungen, unter denen menschlichem Tun Erfolg beschieden ist. Die Beantwortung dieser Fragen hängt in starkem Maße von den historisch konkreten Verhältnissen und der Klassenzugehörigkeit der einzelnen Individuen ab. Erst die marxistisch-leninistische Philosophie, die Weltanschauung der Arbeiterklasse, gibt den Menschen die theoretischen Voraussetzungen für eine wissenschaftlich begründete Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der dialektische und historische Materialismus geht davon aus, dass sowohl in der Natur als auch in der Gesellschaft Gesetze wirken, die der Mensch grundsätzlich erkennen kann und nach denen er handelt. In der Gesellschaft geschieht nichts, was nicht auf die eine oder andere Weise durch den Kopf des Menschen gegangen wäre. Der Mensch als denkendes und handelndes Wesen besitzt die Fähigkeit, die Resultate seines Handelns gedanklich, ideell vorwegzunehmen. Er stellt sich auf der Grundlage seiner täglichen praktischen Erfahrungen und aus wissenschaftlicher Einsicht in bestimmte gesetzmäßige Zusammenhänge Ziele, von denen er sich leiten lässt. Allein der Mensch ist daher in der Lage, seinem Leben einen Sinn zu geben. Das individuelle Leben ist auf vielfältige Weise mit dem Leben der ganzen Gesellschaft verbunden. Der einzelne Mensch kann den Sinn seines Lebens nur innerhalb der Gesellschaft finden. Die religiösen Weltanschauungen übertragen die dem Menschen eigene Fähigkeit, sich Ziele zu setzen, auf ein irrationales Wesen, das allein der Sinnurheber sei, das die Bestimmung des Menschen kenne und ihn auf das Endziel ausrichte. Das verdammt den Menschen dazu, für immer zu einem willenlosen Spielball gottgewollten Schicksals zu werden. Diese Auffassung vom Sinn des Lebens hat ihre realen Wurzeln in den antagonistischen Klassenbeziehungen, die auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhen. Hier setzen sich die Gesetze der gesellschaftlichen Bewegung spontan durch. Daher wussten viele Menschen ihrem Leben keinen Sinn zu geben. Aber zu allen Zeiten gab es auch Menschen, die den Sinn ihres Lebens darin sahen, durch ihre Arbeit, ihre Beharrlichkeit und ihren Opfermut dazu beizutragen, die Menschheit vorwärts zuführen. Hierbei gerieten sie oft mit den Interessen der herrschenden Klassen in Konflikt bzw. nahmen bewusst den Kampf gegen sie auf. Nicht nur Wissenschaftler, Kulturschafende, revolutionäre Kämpfer, sondern auch die vielen Namenlosen, die vielleicht selbst keinen Sinn in ihrem Leben sahen und sehen konnten, haben objektiv durch ihre Tätigkeit die Entwicklung vorangetrieben. Ihre Arbeit, ihre Leiden waren nicht umsonst, waren nicht sinnlos. Ihre Anstrengungen sind aufgehoben und bleiben erhalten in den Errungenschaften der folgenden Generationen.
Doch erst mit der Errichtung der sozialistischen Gesellschaft … ausgerüstet mit einer wissenschaftlichen Weltanschauung, braucht niemand mehr zu befürchten, ein sinnloses Leben führen zu müssen. Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten für ein sinnerfülltes Leben in der sozialistischen Gesellschaft bewegt die Menschen vielmehr die Frage nach den realen Wegen und Mitteln eines sinnvollen und glücklichen Lebens. Die Weltanschauung der Arbeiterklasse hilft, diese Antwort zu finden. Sie ist eine zutiefst optimistische Weltanschauung, die den Menschen auf das Leben, auf die Entfaltung seiner Schöpferkraft, auf eine sinnvolle Lebensgestaltung und nicht auf den Tod orientiert. Sie vereint die Kräfte des Volkes zur gemeinsamen Tat für ein gemeinsames Ziel, die Schaffung der sozialistischen Gesellschaft.
Wer sich ständig bemüht, in die Gesetze von Natur und Gesellschaft einzudringen, sein Wissen zu vervollkommnen,wer seine schöpferischen Kräfte zum Wohl des Volkes einsetzt und entfaltet, wer durch seine Leistungen hilft, den materiellen und kulturellen Reichtum zu mehren und zu schützen, kurz, wer sein Leben in den Dienst der Befreiung der Menschheit stellt, gibt seinem Leben tiefen humanistischen Inhalt, gibt seinem Leben Sinn.
Quelle: Kulturpolitisches Wörterbuch, zweite, erweiterte Auflage, Dietz Verlag Berlin 1978 Seite 627/28

Geistige Manipulierung

Geistige Manipulierung: System und Methode ideologischer Herrschaftsausübung im staatsmonopolistischen Kapitalismus unter den Bedingungen der allgemeinen Krise des Kapitalismus. Die geistige Manipulation ist der planmäßige, unter Missbrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse geführte psychologische Krieg gegen das Denken, die Vernunft und die Gefühle, gegen jegliche auf den gesellschaftlichen Fortschritt gerichtete Entwicklung der Werktätigen mit dem Ziel, sie in das staatsmonopolistische Herrschaftssystem zu integrieren und sie im Sinne der aggressiven Politik des Imperialismus gegen den Sozialismus ideologisch auszurichten sowie die Diversion gegen die Länder des Sozialismus zu führen. Ideologischer Hauptinhalt der geistigen Manipulation ist der Antikommunismus und Antisowjetismus, ihre materielle Grundlage der zunehmende Konzentration und Zentralisation der Massenkommunikationsmittel, der Verlage u. a. das geistige Leben beeinflussender Institutionen in den Händen des Monopolkapitals. Die geistige Manipulation wird sowohl mit staatlichen als auch mit außerstaatlichen Mitteln betrieben. Dabei werden alle ideologischen Beeinflussungsmöglichkeiten (Massenkommunikationsmittel, Bildungseinrichtungen u. a.) genutzt. Unter dem Deckmantel einer angeblichen uneingeschränkten Presse- und Meinungsfreiheit wird versucht, das Denk- und Urteilsvermögen von Millionen Menschen systematisch zu zerstören, sie zur geistigen Unmündigkeit zu verurteilen und zu willfährigen Untertanen zu erziehen, die keiner Kritik am staatsmonopolistischen Herrschaftssystem mehr fähig sind, die ökonomische Ausbeutung und politische Unterdrückung geduldig ertragen, die Pseudoideale dieses Systems als die ihrigen ansehen und sich für die imperialistische Politik missbrauchen lassen. Dabei erscheinen sowohl die geistige Manipulation als auch die daraus resultierende Handlungsweise als „frei“ gewählte Entscheidung der Betroffenen. Gegen die geistige Manipulierung wenden sich die kommunistischen und Arbeiterparteien der imperialistischen Länder und in ständig wachsendem Maße auch bürgerlich-demokratisch gesinnte Vertreter aus den verschiedenen Bereichen des geistig-kulturellen Lebens. Sie fordern eine demokratische Umgestaltung des Schulwesens, die Herstellung und Einhaltung des Rechts auf Presse- und Meinungsfreiheit und den Abbau aller staatlichen Maßnahmen, die diese Freiheiten einschränken, sowie die Zurückdrängung des Einflusses der Monopole auf die öffentliche Meinungsbildung und die Kultur. Von großer Bedeutung für den Kampf gegen die geistige Manipulation ist eine Informationspolitik … auf der Grundlage der wissenschaftlichen Weltanschauung der Arbeiterklasse, welche ein wahrheitsgetreues Bild der Gegenwart vermittelt.
Angelehnt an: Kleines Politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1986, Seiten 288/89.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Chauvinismus:

Chauvinismus: reaktionäre bürgerliche Ideologie und Politik, extremer, expansionistischer Nationalismus, der mit Völkerhass und Kriegshetze verbunden und auf die offene, direkte und brutale Diskriminierung, Unterjochung und Ausplünderung anderer Nationen und Völker gerichtet ist. Der Chauvinismus vertritt die Ansicht, dass eine bestimmte Rasse oder Nation gegenüber anderen Rassen oder Nationen eine höhere Wertigkeit besitzt und zur Herrschaft über andere Völker und Nationen prädestiniert sei. Seinem sozialen Inhalt nach ist er die Verherrlichung der Herrschaft der machtausübenden Klasse eines Landes übe die eigene Nation und fremde Nationen, die Rechtfertigung imperialistischer Kriege unter dem Vorwand der „Verteidigung des Vaterlandes“. Der Chauvinismus, der auf keinerlei wissenschaftliche Grundlage beruht und von den herrschenden Klassen mit Demagogie, Lügen und Phrasen in die Volksmassen hineingetragen wird, ist vielfach von rassistischen (Rassismus) und revanchistischen (Revanchismus) und fast immer von antikommunistischen (Antikommunismus) Anschauungen durchdrungen.
Das zeigte und zeigt sich in der Gegenwart z.B. an dem Rassenkrieg gegen die afroamerikanische Bevölkerung in den USA, den Rassengesetzen und -praktiken in der Republik Südafrika (Apartheid-Politik), der Aktivität neofaschistischer Kräfte in der BRD (Neofaschismus), dem nationalistischen Taumel, der von den zionistischen Regierungen Israels entfacht wurde und wird (Zionismus). Eine besondere Erscheinungsform des Chauvinismus ist der Großmacht-Chauvinismus, der die Charakterzüge des Chauvinismus verschärft und potenziert. Er fand seinen brutalsten Ausdruck im deutschen Faschismus, der verkündete, die deutschen seinen die „höchste“ („Herren“) Rasse, berufen, über die Völker der Welt zu herrschen, und der versuchte, ganze Völker zu versklaven und auszurotten.

Zionismus

Zionismus: die chauvinistische Ideologie, das weit verzweigte Organisationssystem und die rassistische, expansionistische politische Praxis der jüdischen Bourgeoisie, die einen Teil des internationalen Monopolkapitals bildet. Die Anfänge des Zionismus reichen in das 19. Jahrhundert zurück. Der Begriff Zionismus ist von dem Namen „Zion“ abgeleitet, mit dem sich in der jüdischen Diaspora als kleinbürgerliche Reaktion auf den Antisemitismus Zukunfts- und Erlösungserwartungen verknüpften. Durch den Wiener Journalisten T. Herzel wurde der Zionismus zum politischen Programm erhoben. Der Zionismus entwickelte die reaktionäre Konzeption von der jüdischen Gemeinschaft, die die Klassenfrage ignoriert, um das jüdische Proletariat vom revolutionären Klassenkampf abzulenken, und die Lösung der sog. Judenfrage – wie auf dem I. Zionistenkongress im Aug. 1897 in Basel programmatisch formuliert – in der Schaffung eines jüdischen Nationalstaates auf dem arabischen Territorium von Palästina sah.

Wahrheit:

Wahrheit: philosophische Kategorie, welche die Adäquatheit der Erkenntnis, ihre Übereinstimmung mit dem Erkenntnisobjekt widerspiegelt. Um das Problem der Wahrheit wurde in der ganzen Geschichte der Philosophie ein heftiger Kampf zwischen Materialismus und Idealismus geführt. Der Idealismus betrachtet die Wahrheit entweder als ein selbstständiges ideelles Wesen (objektiver Idealismus), oder er verlegt sie ausschließlich in die Sphäre des Subjekts (subjektiver Idealismus) und erklärt sie für die Übereinstimmung zwischen Bewusstseinsinhalten. Der Materialismus hat dagegen die Wahrheit auf der Basis der Widerspiegelungstheorie stets als Übereinstimmung der Erkenntnis mit dem Erkenntnisobjekt betrachtet. Wesentlich Grundlagen einer materialistischen Wahrheitsauffassung wurden bereits durch Aristoteles geschaffen, doch konnte das Wahrheitsproblem erst auf dem Fundament des dialektischen und historischen Materialismus umfassend erkenntnistheoretisch geklärt werden. Wahrheit ist die Adäquatheit der Erkenntnis, die Übereinstimmung der Erkenntnis mit dem Erkenntnisobjekt. Sie liegt also weder in den Erkenntnisobjekten (es gibt keine wahren Gegenstände, Prozesse usw.) noch im Bewusstsein, sondern in der Beziehung zwischen unserer Erkenntnis, unseren kognitiven (auf Erkenntnis beruhenden) Abbildern und der erkannten objektiven Realität. Die allgemeine Bestimmung, dass Wahrheit die Übereinstimmung der Erkenntnis mit dem Erkenntnisobjekt ist. bedarf der Präzisierung, wenn wir die Erkenntnis im Hinblick auf ihre verschiedenen Formen, auf die unterschiedlichen kognitiven Abbilder und deren Rolle im Erkenntnisprozess betrachten.
Das Problem der Adäquatheit stellt sich für die verschiedenen Abbildformen in unterschiedlicher Weise: Die sinnlichen Abbildformen (Empfindung, Wahrnehmung) sind infolge ihres unmittelbaren Charakters, durch die Gesetzmäßigkeit ihrer Entstehung bedingt und ihrer Natur gemäß immer adäquat. Sie sind immer eine relativ adäquate Widerspiegelung der objektiven Realität und können folglich nicht falsch sein. Anders auf der Ebene der rationalen Abbildungen: Hier können sich die Begriffe von der unmittelbaren Verbindung mit der objektiven Realität lösen und in unterschiedlicher Weise zu Aussagen verknüpft werden. Daher können die als Aussagen, Aussagenverbindungen und Theorien formulierten Erkenntnisse adäquat sein oder auch nicht, d. H. wahr oder falsch.
Die Wahrheit ist also, genauer bestimmt, eine spezifische Form der Adäquatheit der Erkenntnis, die für Aussagen und darauf beruhende Erkenntnisformen, besonders Theorien, zutrifft. Sie wird definiert als Eigenschaft der Aussagen, mit dem widergespiegelten Sachverhalt übereinstimmen. Das Wahrheitsproblem hat zwei grundlegende Aspekte: „1. Gibt es eine objektive Wahrheit, d. h., kann es in den menschlichen Vorstellungen einen Inhalt geben, der vom Subjekt unabhängig ist, der weder vom Menschen noch von der Menschheit abhängig ist? 2. Wenn ja, können dann die menschlichen Vorstellungen, die die objektive Wahrheit ausdrücken, sie auf einmal, vollständig, unbedingt, absolut oder nur annähernd, relativ ausdrücken? Diese zweite Frage ist die Frage nach dem Verhältnis zwischen absoluter und relativer Wahrheit.“ (Lenin, Bd. 14, Seite 116) Unter objektiver Wahrheit versteht die marxistisch-leninistische Erkenntnistheorie die in Aussagen, Theorien usw. formulierten Erkenntnisse, die nicht vom Menschen oder der Menschheit abhängig sind, sondern als adäquate Widerspiegelung der objektiven Realität einen objektiven Inhalt besitzen. In dem Verhältnis von relativer und absoluter Wahrheit kommt der historische Charakter der Erkenntnis zum Ausdruck. In der Erkenntnis erlangen wir objektive Wahrheit, aber das ist keine endgültige, ewige, absolute Wahrheit, denn die Erkenntnis der Wahrheit ist ein Prozess der unendlichen Annäherung des Denkens an das Objekt, das immer tiefer und genauer erkannt wird. Daher vollzieht sich die Erkenntnis der absoluten Wahrheit in einem unendlichen Prozess durch die Erkenntnis immer neuer relativer Wahrheit. Die relative Wahrheit ist eine Erkenntnis, die innerhalb gewisser Grenzen, mit einem bestimmten Grad von Genauigkeit mit der objektiven Realität übereinstimmt, jedoch infolge ihrer Abhängigkeit von den historischen Erkenntnisbedingungen und den Eigenschaften des erkennenden Subjekts, in mancher Beziehung auch von der ständigen Entwicklung der Erkenntnisobjekte Elemente des Relativen enthält. Sie wird daher durch den weiteren Erkenntnisprozess, durch die Vertiefung und Präzisierung der Erkenntnis verändert. Da jede relative Wahrheit aber andererseits in gewissen Grenzen eine richtige Widerspiegelung der objektiven Realität, d. h. objektive Wahrheit ist, enthält sie zugleich Elemente der absoluten Wahrheit.

Ökonomie:

Ökonomie: 1. allgemeiner Ausdruck für die wichtigste Sphäre des gesellschaftlichen Lebens, die Sphäre der materiellen Produktion, der Wirtschaft. In ihrem Bereich setzt sich der Mensch mit der Natur auseinander und gestaltet die materiellen Grundlagen seines Lebens, die Basis für die Entwicklung aller anderen Lebensbereiche. Die Ökonomie ist das Hauptfeld der Auseinandersetzung im Kampf um gesellschaftlichen Fortschritt. Der Charakter der Ökonomie eines Landes wird von den Produktionsverhältnissen bestimmt.
Für die kapitalistische Wirtschaft sind privatkapitalistisches Eigentum an den Produktionsmitteln, Ausbeutung von Lohnabeitern, Produktion des Profits wegen, Konkurrenz, Krisen und erbitterter Klassenkampf charakteristisch. Die Wirtschaft im Sozialismus beruht auf dem sozialistischen Eigentum an den Produktionsmitteln und der von Ausbeutung freien Arbeit der sozialistischen Produzenten. Sie wird planmäßig geleitet. Ihr Ziel ist die immer vollständigere Befriedigung der wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen und ihre allseitige Persönlichkeitsentwicklung. Zwischen den Produzenten entstehen Beziehungen kameradschaftlicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Hilfe.
2. allgemeiner Ausdruck für Wirtschaftlichkeit, d. h. für die rationelle Verwendung der gesellschaftlichen Arbeit in Form von Arbeitszeit, Produktionsmittel und Geld.

Samstag, 3. Januar 2009

… Theorie wird zur materiellen Gewalt …

Ein interessantes Werk, welches ich auf Grund einer Diskussion mal wieder gelesen habe. Eigentlich ging es um ein Zitat, welches einem anderem Autor zugeschrieben wurde, aber von Marx stammte. Auch ist verblüffend wie aktuell diese Schrift ist, gerade auch darin, was über die Mentalität der Deutschen gesagt wird. Die folgenden Zitate sind aber allgemeinere Aussagen, das Ausschlaggebende Zitat habe ich hervorgehoben:
Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung“
Karl Marx/ Friedrich Engels – Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 1. Berlin/DDR. 1976. S. 378-391. und - hier nachzulesen -
- Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen.
- Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
- Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes. 
-  Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.
- Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.
- Mit ihnen im Kampf ist die Kritik keine Leidenschaft des Kopfs, sie ist der Kopf der Leidenschaft. Sie ist kein anatomisches Messer, sie ist eine Waffe. Ihr Gegenstand ist ihr Feind, den sie nicht widerlegen, sondern vernichten will. Denn der Geist jener Zustände ist widerlegt. An und für sich sind sie keine denkwürdigen Objekte, sondern ebenso verächtliche, als verachtete Existenzen. Die Kritik für sich bedarf nicht der Selbstverständigung mit diesem Gegenstand, denn sie ist mit ihm im reinen. Sie gibt sich nicht mehr als Selbstzweck, sondern nur noch als Mittel. Ihr wesentliches Pathos ist die Indignation, ihre wesentliche Arbeit die Denunziation.
- Man muß den wirklichen Druck noch drückender machen, indem man ihm das Bewußtsein des Drucks hinzufügt, die Schmach noch schmachvoller, indem man sie publiziert.
- Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muß gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift. Die Theorie ist fähig, die Massen zu ergreifen, sobald sie ad hominem |am Menschen| demonstriert, und sie demonstriert ad hominem, sobald sie radikal wird. Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst.
- Sogar das moralische Selbstgefühl der deutschen Mittelklasse beruht nur auf dem Bewußtsein, die allgemeine Repräsentantin von der philisterhaften Mittelmäßigkeit aller übrigen Klassen zu sein.
- Der König, indem er das Volk für sein Privateigentum erklärt, spricht es nur aus, das der Privateigentümer König ist.
- Wie die Philosophie im Proletariat ihre materiellen, so findet das Proletariat in der Philosophie seine geistigen Waffen, …