Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 11. Juni 2010

Individualismus


Denk- und Verhaltensweise sowie theoretische Auffassung, mit der die Interessen, Rechte und Bestrebungen des einzelnen – des Individuums – denen aller anderen und der Gesellschaft entgegengesetzt werden. Der Individualismus charakterisiert das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft unter den Bedingungen des kapitalistischen Privateigentums an den Produktionsmitteln. Der bürgerliche Individualismus besaß ursprünglich eine progressive Bedeutung bei der Überwindung der feudalen ökonomischen, politischen und geistigen Schranken, um Initiative, Unternehmergeist und Tatkraft freizusetzen, Eigenschaften, die Triebkraft für die Entwicklung der Produktivkräfte waren. Seiner sozialen Grundlage nach ist der Individualismus ein Produkt des kapitalistischen Privateigentums, seinem Klasseninhalt nach eine bürgerliche Denk- und Verhaltensweise, seiner ideologischen Funktion nach eine Rechtfertigung der Ausbeutung, des Profitstrebens und des Egoismus; er richtet sich besonders gegen den organisierten Zusammenschluss und den Kampf der Werktätigen.
Der Individualismus ist ein charakteristischer Zug der modernen bürgerlichen Ideologie, Sozialpsychologie und der bürgerlichen Kunst. Durch die Auffassung wird der Mensch (das Individuum) in der Regel aus seiner gesellschaftlichen Bezogenheit herausgelöst und vornehmlich als biologisches oder rein geistiges Wesen betrachtet. Das Individuum steht nach diesen bürgerlichen Theorien in einem negativen Bezug zur Gesellschaft, die für den Menschen als äußerliche, sekundäre Bedingung festgemacht wird (Existenzialismus, Pragmatismus). Oder das menschliche Denken und Verhalten wird gänzlich aus seiner gesellschaftlichen Bedingtheit herausgelöst und auf Gott hingeordnet (Neuthomismus). Das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln entzieht dem Individualismus die ökonomische Grundlage, weil es das bewusste, planmäßige und gemeinschaftliche Zusammenwirken aller Mitglieder der Gesellschaft unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei erfordert. Die sozialistische Erziehung ist deshalb darauf gerichtet, Individualismus und Egoismus zu überwinden. Die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit, die Freisetzung der schöpferischen Kräfte des Menschen ist nur in Übereinstimmung mit den gesellschaftlichen Interessen, in der Gemeinschaft, im sozialistischen Kollektiv möglich.
Entnommen: „Kleines politische Wörterbuch“ sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 393 – 394.

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