Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 27. Mai 2012

Organspende oder Organverwertung = Organhandel!?

Nun gibt es in der Bundesrepublik 12.000 Menschen welche auf eine Organspende warten und denen angeblich durch die erzielte „Einigkeit bei Organspende“ geholfen werden soll. Aber geht es wirklich in erster Linie um diese 12.000 Menschen, oder nicht doch eher um den Menschen in seiner Verwertbarkeit für ein Gesundheitssystem, welches in erster Linie der Kapitallogik folgt und nicht dem Interessen der Kranken? Ich habe da so meine Bedenken, gibt es in diesem Land doch eine Zweiklassenmedizin, wobei das Gesundheitssystem nicht am allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung gemessen wird, sondern an Kriterien marktwirtschaftlicher Effizienz. Bevorzugt werden dabei meistens jene, welche den meisten Umsatz garantieren. Daran wird auch die Werbepost nichts ändern, welche in Zukunft von den Krankennkassen verschickt werden soll!
Und wie ist zu lesen: „Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) betonte im Parlament, die neue Regelung akzeptiere, wenn sich Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht entscheiden könnten. „Aber wir sagen den Bürgerinnen und Bürgern auch: Wir werden nicht lockerlassen und regelmäßig immer wieder informieren.“ Dies sei die Gesellschaft den 12 000 Menschen schuldig, die in Deutschland auf ein Spenderorgan warteten.“ So ist es um die Freiheit bestellt, welche gerade die FDP vorgibt zu vertreten, aber so ist es eben auch mit der Freiheit bestellt, welche gerade die FDP vertritt, nämlich die Freiheit auf freie und ungehinderte Kapitalverwertung! Ja, es wird akzeptiert, „wenn sich Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht entscheiden können.“ Aber nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, ansonsten haben sie sich den Bedürfnissen gesundheitlicher Kapitalverwertung unterzuordnen, zumindest zu fügen. Damit Mensch sich letztlich dieser Logik fügt und seinen Körper der Verwertung preisgibt, sagt man den Bürger auch, „Wir werden nicht lockerlassen und regelmäßig immer wieder informieren.“ Also Psychoterror mittels Krankenkassenschreiben zum Zwecke gesundheitlicher Kapitalverwertung und dieses soll „die Gesellschaft den 12 000 Menschen“ schulden, „die in Deutschland auf ein Spenderorgan warteten.“ Wo bei die Zeitform des letzten Wortes zu denken gibt. Warten sie noch oder warteten sie schon? Aber das ist nicht die Frage, denn was ist die Gesellschaft den Millionen Menschen schuldig, welche in Armut in diesem reichen Lande leben müssen, auch dank der Politik der FDP? Menschen, welche der Kapitalverwertungsprozess einfach nicht mehr braucht, bietet sich nun die Möglichkeit sich wenigstens Stückweise wieder in diesen Prozess einzubringen. So wird es für Menschen entsprechende medizinische Versorgung und Nachsorge geben, wenn sie sich zur Spende eines Organs entschließen und anschließend weiter leben wollen.  
Aber was soll es, denn „die Botschaft an die Menschen laute: „Gebt Euch einen Ruck, entscheidet Euch am besten für die Organspende.“ Dabei handele es sich letztlich um einen Akt der Nächstenliebe, denn jeder Organspender sei ein Lebensretter.“ Und zugegebenermaßen hört sich „Akt der Nächstenliebe“ besser an als Akt der Kapitalverwertung, nur wie ist es um erster in der Gesellschaft des Kapitals bestellt, wo ist sie anzutreffen, die Nächstenliebe? Prozesse der Kapitalsverwertung hingegen sind überall zu beobachten, besonders oft auch da, wo Nächstenliebe dran steht. Ja, ja, liebe Deinen nächsten wie dich selbst, beim Übernächsten hört es aber schon auf und wer ist schon von Liebe satt geworden, wenn es auch nur die Liebe zum Nächsten war?! Sicher ist auch, dass Organspenden Leben retten und ich habe durchaus nichts gegen Organspenden, aber ich habe etwas dagegen Objekt kapitalistischer Verwertung, wenn ich es nicht unbedingt muss, zu sein. Gern fülle ich einen solchen Ausweis aus, wenn mir die Garantie gegeben werden könnte, dass meine noch brauchbaren Organe nicht meistbietend verschleudert werden, also bevorzugt dort genutzt werden, wo der größere Gewinn wartet. Und kann garantiert werden, dass im Zweifelsfall sich für mein Leben und nicht für meine Organe entschieden wird? Unter kapitalistischen Bedingungen nicht, denn im Allgemeinen wie auch im Besonderen zählt erst das Geld, zählt erst der Gewinn und irgendwann der Mensch, wenn er nicht von vornherein Mittel zum Zweck ist. In der DDR gab es die Widerspruchsregelung, wer nicht ausdrücklich zu Lebzeiten der Organentnahme nach seinem Tod widersprochen hat, war automatisch Organspender! Damit hatte ich keine Probleme, da das Gesundheitssystem an den Bedürfnissen der Menschen orientierte und nicht der Kapitalverwertung unterlag. Das Gesundheitssystem war zu dem kostenfrei und allen Menschen im gleichen Maße zugänglich, es gab genauso wenig eine Zweiklassenmedizin, wie Zuzahlungen bei Arztbesuchen und Medikamenten. Meine Bedenken gelten nicht der Organspende an sich, sie ist notwendig, gut und richtig, meine Bedenken gelten den Bedingungen unter denen diese im gegenwärtigen System praktiziert wird. Die nun beschlossen Maßnahmen taugen allerdings wenig, das vorgegebene Ziel zu erreichen, es handelt sich dabei um Schreiben, welche getrost der gelben Tonne überantwortet werden können und gelegentlich ein temporäres schlechtes Gewissen zeugen. Unter Verwertungsbedingungen nicht neu, dabei wäre es durchaus nicht verwunderlich, wenn sich die Mütter und Väter solcher Maßnahmen selbst von diesen Ausnehmen. Die Maßnahmen selbst, so wirkungslos sie auch sein mögen, können sicher ein erster Schritt zu einer anderen Reglung sein, welcher sich nicht so einfach zu entziehen ist.
Ach ja, die Briefe werden ja von den Krankenkassen verschickt, wie sieht es eigentlich bei den Menschen aus, welche zum Beispiel die Möglichkeit der Freien Heilfürsorge für sich in Anspruch nehmen können und auch jene welche privat Kranken-versichert sind?
Wie schon geschrieben, gern würde ich spenden, wenn das Gesundheitssystem es zulassen würde und meine Organe nicht dem Kapitalverwertungsprozess durchlaufen müssten. Solange dieses der Fall ist, werde ich zu Lebzeiten keine Entscheidungen treffen, welche im Falle der Organspende über mein Leben hinaus gehen und was nach meinen Tod ist, nahe mir die Sintflut, ist für mich ohnehin sinnlos! Soll da ein jeder den Sinn drin sehen, den er möchte und entsprechend verfahren, ohne jedoch der Kapitalverwertung zu dienen, sondern dem Menschen, … welchem auch immer!  

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