Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 30. Juli 2012

So nutzte ich die Telefonnummer und rief an, ...

Jobangebot im Briefkasten
Nicht nur Werbung verteilen, sondern auch selbst werben, ist das Motto eines Unternehmens welches Werbung verteilt und dafür Verteiler benötigt. So landete am Wochenende ein Zettel in meinem Briefkasten, Vermeidlicherweise mit der Hand beschrieben, auf klein kariertem Papier. Da die Rückseite ohne Kästchen ist, handelt es sich dann doch um eine Kopie, welche mittels Gestaltung „Persönlichkeit“ vermitteln soll. Die Bedeutung der Zunahme von persönlicher Ansprache in der Werbung, ist erfahrungsgemäß der schlechten Qualität der zu bewerbenden Sache geschuldet. Im Schreiben selbst wird geworben, es werden Zusteller im Wohngebiet gesucht, in „Ihrem Wohngebiet“ ist zu lesen und wenn ich Interesse habe, oder jemanden kenne, welcher Interesse haben könnte und älter als 13 Jahre ist und sich regelmäßig etwas Taschengeld verdienen möchte, möge ich mich melden. Bei Interesse kann ich dann „Teil eines der größten privaten Zustellunternehmen in Deutschland“ werden. Wahrscheinlich einer der kleinsten Teile, aber immerhin, welch Motivation ein Teil von Größe zu sein! Es folgt eine E-Mailadresse, welche eine Internetseite vermuten lässt und eine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme. Dann noch die Aussicht, dass „Wir“ uns freuen würden, mich „in unserem Familienunternehmen als Zusteller begrüßen zu dürfen!“ Das hat doch was Verbindendes! Am Schluss finden sich Name und Anschrift des Unternehmens, eher einer Zweigstelle.
So nutzte ich die Telefonnummer und rief an, nach dem ich mich vorgestellt hatte, fragte ich nach den Verdienstmöglichkeiten, wobei die Dame am Telefon erst einmal meine Daten erfassen wollte, um den eventuellen Zustellbereich feststellen zu können. Die Bereiche werden sicher unterschiedlich groß sein, war meine Schlussfolgerung und so fragte ich nach einem eventuellen Grundbetrag. Dieser liegt bei 0,76cent pro Erstprospekt und für jedes weitere gäbe es dann 0,04cent, in bestimmten Gebieten noch einen Steuerfreibetrag (Steuer freien Betrag). Ich bedankte mich für die Auskunft und verwies darauf darüber nachdenken zu müssen. In Gedanken rekapitulierte ich die Aussage, 0,76 hört sich ja nicht schlecht an, aber hatte die Frau wirklich von Cent gesprochen? Euro wäre ja in Ordnung, 100 verteilte Zeitungen würden einen dann das Taschengeld um 76,-Euro erhöhen, aber Cent, das sind ja gerade einmal 7,60€ für 100 verteilte Exemplare! Nun ja, werden sicher nicht nur 100 Exemplare sein und jeder Zeitung liegen ja noch andere Werbematerialien bei, vielleicht 5 weitere, welche mit dem Erstexemplar zusammengeführt werden müssen. Hat auch etwas mit Arbeit zu tun, sicher wird die eine und andere Stunde zu investieren sein und zum Verteilen ein Transportmittel zu nutzen wäre angebraucht. Wie viel Zeit sortieren und ordnen des Werbematerials in Anspruch nimmt, kann ich nicht sagen, genauso wenig wie lange die Verteilung dauert, sicher zu lange für die Entlohnung. Aber das hat was mit wirklicher Größe deutscher Unternehmen zu tun, welche Menschen für kleines, ja sehr, bis sehr, sehr kleines Geld arbeiten lassen.

Die Fluktuation im Falle solcher Tätigkeiten scheint hoch zu sein und für das Unternehmen angebracht genügend Bewerber in Reserve zu haben. Wer Erfahrung mit solchen oder ähnlich miserabel bezahlten Tätigkeiten gemacht hat, gibt es nach Möglichkeit auf von dieser „Größe“ partizipieren zu wollen. Letztlich bleibt der bittere Beigeschmack, dass zwar zur „Größe“ beigetragen wurde, selbst aber Opfer dieser Größe, von dieser zerdrück!  Da nun nicht 0,76€ sondern 0,76cent pro verteiltes Erstexemplar gezahlt werden, werde ich diese Tätigkeit sicher nicht ausüben, wer Interesse hat, findet das Schreiben als PDF-Datei hinterlegt und kann sich gern selbst mit dem Unternehmen in Verbindung setzen. Wer oder besser was übrigens für dieses Unternehmen „Held“ ist, kann der entsprechenden Internetseite entnommen werden, wenn unter dem Punkt „Promotion“ zu lesen ist „the product is the hero“! „Promoten kommt zwar nicht von promovieren …“ ist dort übrigens auch zu erfahren! Welch tief schürfende Erkenntnis, um mit Oberflächlichkeit Geld zu verdienen!

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