Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 23. Mai 2013

Quedlinburger Kasperletheater oder Profilierungssucht eines Politikers?

Wie dem auch immer sei, im Wochenspiegel, einem kostenlos verteilten Werbeblättchen, ist unter der Überschrift, „Kündigung ist Stadtratsthema“ zu lesen, dass ein Quedlinburger Stadtrat und Fraktionschef der CDU einen Antrag einbringen möchte. Zitiert wird: „„Der Stadtrat nimmt mit Sorge die Entwicklung im Kulturzentrum Reichenstraße bezüglich der Kündigung des Pächters der gastronomischen Einrichtung „Bar 2.0“ zur Kenntnis und bittet den Dachverein Reichenstrasse e.V. im Kultur- und Sozialausschuss der Stadt über die Gründe der Kündigung zu berichten“, heißt es in der Vorlage.“
Genau genommen ist dieses Anliegen eigentlich lächerlich, ist doch der gekündigte Pächter* schon einmal an den Stadtrat herangetreten, worauf dieser es vermochte ein Gespräch, moderiert durch den Bürgermeister, in Abwesenheit des vermitteln wollenden Stadtrates, zustande zu bringen, in welchem die Kontrahenten ihre Standpunkte darlegten und woraufhin die Ratsversammlung nochmals über die Kündigung beraten hat. Die Kündigung wurde per Beschluss bestätigt.
Das alles scheint dem Stadtrat aber relativ wenig zu interessieren, was sind schon demokratisch gefasste Beschlüsse, wenn sie nicht dem Gutdünken eines Politikapostels entsprechen? Da wird weiter in Frage gestellt, einseitiges Interesse vertreten, ohne den Gesamtzusammenhang zu berücksichtigen. Dass dann noch behauptet wird, dass die Kündigung dem Betreiber aus „heiterem Himmel“ trifft, ist an Naivität kaum zu überbieten, da auch diese Geschichte ein Vorgeschichte hat und die Kündigung durch den Betreiber selbst verschuldet wurde.
Der Beitrag im Wochenspiegel ist an Zynismus kaum zu übertreffen, wird doch der Betrieb der Kneipe durch den jetzigen Pächter als Maß aller Dinge gesehen, insbesondere auch für die vom Verein geleistete „offene und qualifizierte Kinder- und Jugendarbeit“. Dabei hat der gekündigte Pächter mit dieser Arbeit überhaupt nichts zu tun, ganz im Gegenteil, Kulturarbeit beschränkt sich für diesen auf den Verkauf von Getränken, vorrangig alkoholischen und so wurde vor einiger Zeit sogar der nicht gewinnbringende Mittagstisch abgeschafft.
Aber wie schon geschrieben, der Dachverein hatte zur Kündigung schon Stellung bezogen, einmal auch auf betreiben des CDU Stadtrates, welcher nun vermeint erneut das Thema auf die Tagesordnung setzen zu müssen. Geschuldet könnte dieses Ansinnen dem Ausgang des von ihm vermittelten Gespräches sein, doch was dem Pächter an Arbeit im Haus in diesem Zusammenhang unterstellt wird ist schlichtweg erlogen. Wie schon geschrieben, mit der eigentlichen Arbeit im Haus hat er nichts zu tun, ganz im Gegenteil, er hat diese sogar noch erschwert und gegen den Verein gearbeitet, obwohl er von dieser Arbeit durchaus profitiert hat. Auch haben Mitarbeiter des Hauses oft die Hinterlassenschaften so mancher Kneipennacht am nächsten Tag wegräumen müssen, dieses bleibt in der Argumentation der Unterstützer des gekündigten Pächters allerdings genauso unerwähnt, wie die Verstöße des Pächters gegen die Hausordnung und gegen gesetzliche Bestimmungen. Gespräche mit dem Pächter dahingehend waren erfolglos.  
Das die Gegner des Kulturzentrum in diesem Zusammenhang frohlocken, ist zu verstehen, gießt der Pächter doch reichlich Wasser auf ihre Mühlen. Seiner Drohung gegenüber dem Vorstand entsprechend, dass das Kulturzentrum auch untergehen wird, wenn er untergeht, verleit er regelmäßig Nachdruck und stellt damit die Arbeit des Vereins und seiner Hauptberuflichen wie ehrenamtlichen Mitarbeiter in Frage. Letztlich sollte sich ein jeder Unterstützer fragen, wie auf einer solchen Basis zukünftige Zusammenarbeit möglich sein soll und ob es wirklich Sinn macht, dass der Dachverein den gekündigten Pächter weiter subventioniert.
Zwar wird mit 700 Unterschriften argumentiert, was allerdings alles anderes als eine Mehrheit ist, wobei nicht auf das Zustandekommen der Selben verwiesen wird. Die Unterschreibenden, mit welchen ich ins Gespräch gekommen bin, haben Unterschrieben, weil sie nicht wollen das die Kneipe geschlossen wird, was sie auch nicht wird, manche haben sogar gemeint, dass die Existenz des Kulturzentrum mit der Kündigung des Pächters der Kneipe in Frage gestellt wird, was ebenfalls von Seitens des Vereins nicht der Fall ist, aber der Bekundungen des Pächters in seiner Bedeutung für das Haus durchaus zu entnehmen. Fraglich auch, warum gerade die Menschen, welche das Kulturzentrum aufgebaut haben, sich in diesem engagieren, solches anstreben sollten?
Dem Pächter geht es letztlich nur um seine eigenen Interessen und das koste es was es wolle, selbst wenn es den Untergang des Kulturzentrums bedeutet. Seinen Gästen gegenüber ist er nicht, wie vorgegeben Tolerant, wenn sie verschiedener Ansicht sind, sonder nur solange sie ihm Umsatz garantieren. Logischerweise hat der gekündigte Pächter diese Auseinandersetzung emotionalisiert und sucht seinen Interessen entsprechend Unterstützer. Ein profilierungssüchtiger Abgeordneter einer Partei (CDU), welche ohnehin für sozialen Kahlschlag, den Ausbau prekärer Beschäftigung, Raubau am künstlerisch kulturellem Leben, verbunden mit Kürzungen im Bildungsbereich und anderes mehr steht, kommt das gerade recht!     

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