Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 23. September 2013

Sonntag Abend nach der Wahl


Heute erhielt ich einen Text von Rainer Thiel, welchen ich hier gern veröffentliche:
Sonntag Abend nach der Wahl
Wenn ich einen Parteiapparat gehabt und meine Ansichten über solidarische, friedliche Gesellschaft hätte erläutern können, dann hätte ich 99 Prozent der Stimmen erhalten. Ich wäre im Konsens mit Occupy: Diese Freunde haben gesagt: „Wir sind 99 Prozent!“ Für das Amt der Regierungschefin hätte ich Sahra Wagenknecht in Erwägung gezogen.
Was veranlasst mich zu dieser Frechheit? Ich habe allerhand erlebt: 1. Meine Eltern haben mir das Rückgrat nicht verbogen, sie haben mir die Neugier nicht geraubt. 2. Im Spiel mit anderen Kindern habe ich Freundschaft erfahren. 3. Als Helfer meines Vaters habe ich organisieren gelernt. 4. Im Krieg habe ich Nazis und Bomben erlebt. 5. Im Gymnasium erfuhr ich von Mathematik und Geschichte, vor allem von deutscher und europäischer Kultur. 6. Durch Rausschmisse aus der SED begünstigt habe ich mit Händen zu produzieren gelernt.
Alles zusammen reichte mir, politisch aktiv zu werden.
Es kam dazu: Die Werktätigen der Deutschen Demokratischen Republik, ihre Arbeiter, ihre Bauern und ihre Mittelständler hatten mir ein langes Studium ermöglicht. Ich achte alle, die anpacken können. Von ihnen habe ich gelernt.
Nur für Regierungsposten bin ich zu bescheiden. Schon eine Krawatte wäre mir zu viel.
Liebe Freunde, Spaß muss sein, und wenn es nach der Wahl ist. Schon der Wahlkampf war ja Kabarett. Keine einzige Partei hat die Bürger orientiert, eine solidarische, friedliche Welt einzurichten. Aber die Kabaretts haben funktioniert. Sie  haben viele Bürger an die Wahlurne gelockt.
Und im Osten Deutschlands, wo die Linkspartei verwurzelt und pragmatisch ist, haben mehr Leute die „Alternative für Deutschland“ gewählt als im Westen.

Werden wir nun einer solidarischen, friedlichen Welt näher kommen?
In den letzten Wochen kamen viele mails zu mir, da wurde gesagt: Mit den Parteien werden wir nicht mal Demokratie und Rechtsstaat bewahren. Deshalb nehme ich mir in den nächsten Wochen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschlands und beginne zu sondieren: Wo ist die demokratische Substanz? Zum Beispiel in Artikel Eins. Die Substanz müssen wir bewahren. Und wo wird diese Substanz unterlaufen? Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus! Jawohl, Artikel 20, so muss es sein. Doch wo geht die Staatsgewalt hin? Zu den Parteien? Zu den Parteien, die seit 64 Jahren herrschen? Und Artikel 14: Das Eigentum wird gewährleistet. Doch was ist Eigentum? Alles, was der kleine Bürger hat, zu Hause und auf seinem Sparkonto. Auch was der Mittelständler hat. Doch alles, was die großen Banken spekulieren? Ist das auch Eigentum? Und was die Milliardäre pflegen? Gehört das auch zum Eigentum, das zu gewährleisten ist?
Und was ist mit dem Platz im Obdachlosenheim?
Liebe Freunde, lasst uns diese Fragen stellen. Davon kann uns auch kein mittlerer Beamter des Berliner Senats abhalten. Lasst uns diese Fragen stellen, deutlich, solidarisch, in die Zukunft denkend, und lauter als bisher.


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