25
Jahre ist es her, vor 5 Jahren schrieb ich deutsche Einheit in Spaltung, seit dem eigentlich nichts mehr im Umfeld des
Jubeltages zum Thema. Warum eigentlich, kann ich nicht sagen,
vielleicht ist mir nichts eingefallen und was macht es für einen
Sinn sich mit dem offiziell propagierten Jubel zu beschäftigen?
Dabei gibt es viele Probleme welche Beschäftigung verdienen, die
aktuellen Kriege sind eins, insbesondere da diese in eine neue Phase
getreten sind und die Folgen auch in der Bundesrepublik immer mehr
spürbar werden. Flüchtlingsströme bewegen sich in Richtung Europa,
sie bringen begehrte Ressourcen ins Land. Ressourcen wie sie seit
1990 innerhalb des Landes wanderten und neu verteilt wurden. Denn
machen wir uns nichts vor, die Ereignisse, welche zur deutschen
Einheit führten, hatten eine bis jetzt wenig abgebremste
Flüchtlingswelle zur Folge. Dem Osten des Landes kehrten immer mehr
Menschen den Rücken, da die nach 1990 erfolgte Deindustrialisierung
vielen Menschen im Land ihre Existenzgrundlage raubte. Fachkräfte
begannen in das Altbundesgebiet abzuwandern und waren dort als gut
qualifizierte Arbeitskräfte willkommen. Für die alt-bundesdeutsche
Wirtschaft entpuppte sich die deutsche Einheit als ein wahrer
Jungbrunnen, zum einen wurde die damalige Wirtschaftskrise in ihrer
Wirkung für die westdeutsche Wirtschaft erheblich abgeschwächt, was
letztlich zur Stärkung dieser gegenüber den anderen europäischen
Volkswirtschaften führte, die bundesdeutsche Position innerhalb der
EU stärkte und zum anderen konnte auf ein großes Potenzial gut
ausgebildeter und erfahrender Fachkräfte aus dem Osten
zurückgegriffen werden. Damit wurden nicht nur die Folgen von
Defiziten des bundesdeutschen Bildungssystems für die
wirtschaftliche Entwicklung ausgeglichen und manifestiert, sondern
auch sehr viele Menschen als innerdeutsche Wirtschaftsflüchtlinge in
Bewegung gesetzt. So verlor z. B. eine Kleinstadt wie Quedlinburg in
den letzten 25 Jahren weit mehr als ein viertel ihrer Einwohner. In
Folge der deutschen Einheit stellten sich die Ostdeutschen auch um
und die Vermehrung ein! Wie im Westen ist die natürliche
Reproduktion der Bevölkerung nun nicht mehr gewährleistet.
Meines
Erachtens ist die DDR zum einen klassisch nach Marx gescheitert, weil
die nationalen wie internationalen Verhältnisse der
Produktivkraftentwicklung nicht den notwendigen Raum zur Entfaltung
bot. So war insbesondere die Hauptproduktivkraft Mensch in der DDR
weit entwickelt, sehr gut gebildet und qualifiziert, zum anderen
fehlte es an den notwendigen Entfaltungsmöglichkeiten. Letzteres
hatte verschiedene Ursachen und nicht jede Ursache konnte von Seiten
der DDR auch im notwendigem Maße beeinflusst werden. Internationale
Arbeitsteilung nahm grade in Bezug auf neue Technologien (in der DDR
als Schlüsseltechnologien erkannt) zu und erforderte neue
internationale Geschäftsbeziehung, welche oft im Zuge des
international geführten Klassenkampfes nicht oder nur schwerlich
möglich waren.
Und zum anderen hatte ich einst gelernt, das Marx
den Begriff der Praxis in die Philosophie eingeführt hat, die Praxis
als Prüfstein einer jeden Theorie, aber wie verhält es sich mit
Theorien, welche in der Praxis nicht im erforderlichem Maße
überprüft und bewiesen werden können? Auch wen der Kapitalismus
für die meisten Menschen dieser Welt bittere Realität damals war,
für die meisten Menschen in der DDR war er zur Theorie geworden. So
standen auf der einen Seite, die durchaus richtigen Erkenntnisse über
das gesellschaftliche System des Kapitals und auf der anderen Seite
die verklärenden Vorstellungen vom gesellschaftlichen System des
Kapitals, insbesondere von den Apostel dieses Systems
verbreitet.Dabei ist der real-existierende Sozialismus, welcher
in Europa erst einmal der Vergangenheit angehört, keine spezifische
Form des Sozialismus, sondern nur eine Aussage zu seinem Bestand.
Auch zukünftige Formen des Sozialismus werden real-existierende
sein, welche Spezifika ihnen eigen, wie nationale Prägung auch sein
wird. Aus den Fehlern gilt es zu lernen, dazu ist es notwendig
sozialistisches Sein zu analysieren und auszuwerten. Die Rolle der
Persönlichkeit ist in diesem Zusammenhang sicher nicht ohne
Bedeutung, allein sollte diese nicht überbewertet werden. Das ist
ein Feld welches andere wesentlich besser und Zweck bezogener
beackern. Gedacht sei in diesem Zusammenhang an die Auffassung vom
Einzeltäter, welches in undifferenzierten Schuldzuweisung gipfelt
und mit welchem so mancher Krieg gerechtfertigt und begründet wird.
Übrigens
zur Jubelfeier im Quedlinburger Rathaus waren am 03.10. nur die
Hälfte der Ratsherren und -damen anwesend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen