Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 18. September 2016

Kunden müssen warten und die Meister sterben aus!

Kunden müssen warten und die Meister sterben aus! Oder sterben nur die Handwerksmeister aus …? Hat das Handwerk seinen goldenen Boden verloren, ist uninteressant für junge Menschen geworden?
Viel kann spekuliert werden, allerdings was im Beitrag in der MZ zum „Meistersterben“ an Gründen angeführt wird, ist zum Teil haarsträubend. So findet es der Sprecher der Handwerkskammer Halle Herr Schumann nicht gut, dass „wir … in Deutschland einen Abiturwahn“ haben, obwohl an anderer Stelle schon oft beklagt wurde, dass Schülern welche dem „Abiturwahn“ nicht verfallen sind, gelegentlich elementare Grundkenntnisse fehlen, um eine qualifizierte Ausbildung aufzunehmen. Das spricht zwar nicht unbedingt fürs Handwerk, ist aber Ausdruck für die Qualität des Bildungssystems hierzulande.
Dann wird noch etwas von „idealen Karriere(n)“ geschrieben, welche vermeidlicherweise mit einem Studium verbunden sein sollen und assoziiert, dass der Abschluss einer Meisterausbildung diverse Möglichkeiten offeriert. In diesem Zusammenhang wird oben erwähnter Herr Schumann mit der Aussage, „egal ob sie es können oder nicht“, nochmals zitiert. Und einmal davon abgesehen, dass die selbe Aussage auf eine Meisterausbildung angewendet werden könnte, stellt sich der Herr damit allerdings nur ein intellektuelles Armutszeugnis aus. Auch ist es nicht der Schmutz bei der Arbeit, welche Menschen davon abhält eine Meisterausbildung zu absolvieren, es gibt durchaus andere Tätigkeiten, bei welchen „man auch mal schmutzig wird“, sondern eher die Verdienstmöglichkeiten und wirtschaftlichen Perspektiven. Als qualifizierte Fachkraft kann in der Industrie unter Umständen mehr verdient werden, auch wenn manche Tätigkeit von dieser ausgelagert wurde, ... an Handwerksmeister, wie im weiterführenden Beitrag das Beispiel des Industriemechanikers zeigt, welcher Großtechnik im Tagebau wartet. Eine Aufgabe welche nicht ohne Grund von Unternehmen ausgelagert wurde, in der Regel um Kosten zu sparen. Der Handwerksmeister sozusagen als Billigarbeitskraft! Dabei befindet sich das Handwerk ohnehin auf einen absteigenden Ast, kann sich in Nischen unter Umständen noch gut entfalten, wo es allerdings mit der Industrie in Berührung kommt, hat es schlechte Karten, dient es entweder als billige Arbeitskraft, oder wird nieder-konkurriert! Keine guten Aussichten!
Die Handwerkskammer kann daran anscheint nichts ändern, es wird gejammert und weniger Handwerksmeister bezahlen auch weniger Beitrag! Vor Jahren hatte ich eine Lesung im Rahmen des Quedlinburger Bücherfrühlings organisiert, das Thema interessant, die Diskussion belebend, war an ausgewählten Beispielen viel über das Handwerk in der Zeit des Faschismus zu erfahren. Allgemeine Entwicklungen im Handwerk berücksichtigen, zog der Autor ein interessantes Resümee zum Handwerk in der Zeit vor Machtergreifung des Faschismus, während dieser Zeit und in der DDR.
Übrigens die Überschrift zum Beitrag in der MZ, „Kunden müssen warten Dem Handwerk fehlen die Meister“, ist zumindest etwas irreführend und es werden die Kunden als Leidtragende vorgeschoben. Und so wird zum Schluss verkündet: „die Krise, in der sich das Handwerk derzeit befindet, wird sich nach Einschätzung der Experten der Handwerkskammer von selbst lösen - zunächst auf Kosten der Kunden. „Die Situation von Preissteigerungen und Wartezeiten wird sich weiter verschärfen“, sagt Schumann. Dadurch werde das Handwerk aber auch als Beruf wieder attraktiver.“ Somit ist auch gleich eine Begründung für steigende Preise und längere Wartezeiten bei Handwerksleistungen gefunden, ob allerdings dadurch der Handwerksberuf an Attraktivität gewinnt, vage ich zu bezweifeln! Handwerk und Handwerker, auch Meister des Handwerkes wird es zukünftig noch geben, allerdings sind diese im gegenwärtigen Wirtschaftssystem in erster Linie von der Industrie und deren Entwicklung abhängig. Gelegentlich möge es Handwerkern auch gelingen die eine und andere Nische zu besetzten und für sich zu sichern, der Konkurrenz der Industrie ist das Handwerk hingegen schutzlos ausgeliefert! Da hilft kein Jammern und kein Klammern!

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