Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 20. April 2017

Deutscher Bauernkrieg:

Bestandteil und Höhepunkt der mit der Reformation eingeleiteten frühbürgerlichen Revolution in Deutschland (1517 – 1525/26), deren Aufgabe objektiv darin bestand, mit den Mitteln des revolutionären Kampfes feudale Verhältnisse, die die frühkapitalistische Entwicklung hemmten, zu beseitigen und Bedingungen für die Konstituierung eines bürgerlichen Nationalstaates zu schaffen. Der deutsche Bauernkrieg ging weit über die von Martin Luther in der Auseinandersetzung mit der Papstkirche als dem wichtigsten internationalen Machtzentrum des Feudalsystems vertretenen Ziele hinaus. In ihm offenbarte sich die Volksreformation, die in Thomas Müntzer ihren führenden Ideologen fand. Der deutsche Bauernkrieg begann mit der Erhebung der Stühlinger Bauern im Juni 1524 und erfasste nacheinander Südwestdeutschland, Franken, den Elsass und Teile der Schweiz, die Alpenländer, Thüringen und Sachsen. Seine Ausläufer reichten bis nach Westfalen, Böhmen und Preußen. Das am weitesten verbreitete Bauernprogramm waren die Zwölf Artikel. Sie forderten u. a. die Abschaffung der Leibeigenschaft und die Beseitigung der drückendsten Feudallasten, waren aber vor allem als Grundlage für ein Übereinkommen mit den Fürsten gedacht. Demgegenüber richtete sich eine andere Programmatik, der Artikelbrief, gegen die Grundlagen der Feudalordnung selbst. Er fordert u.a. die Aufhebung der Geburtsprivilegien und der ständischen Sonderrechte. Beide Programme begründeten die bäuerlichen Forderungen durch die Bibel. In der Anfangsphase des deutschen Bauernkrieges erzielten die in einzelnen Bauernhaufen kämpfenden Aufständischen bedeutende Erfolge. Vielerorts ging die Macht zeitweilig in die Hände des Volkes über. Ein Wendepunkt des deutschen Bauernkrieg wurde der Vertrag von Weingarten (April 1525). Gegen das vage Versprechen der Fürsten, ein Schiedsgericht zur Regelung aller Streitigkeiten zwischen Bauern und Fürsten zu bilden, löste die Bauern ihre Haufen auf. Der Vertrag gab dem feudalreaktionären Lager freie Hand, die zersplittert kämpfenden Bauernheere niederzuschlagen. Höhepunkt des deutschen Bauernkrieg war die mit dem Namen Müntzer verbundene antifeudale revolutionäre Massenbewegung in Thüringen und Sachsen. Müntzer wurde zum konsequentesten Führer der revolutionären Bauern.
Der Sieg der Fürsten über die Aufständischen am 15.05.1525 bei Frankenhausen war entscheidend für den Ausgang des deutschen Bauernkrieges. Fast zur selben Zeit wurden die württembergischen, die fränkischen und die elsässischen Bauern niedergeworfen. Ohne einheitliche Führung, in ihrem Auftreten lokal zersplittert, ohne genügend Verbindung zu den plebejischen Schichten der Städte und vom Bürgertum im Stich gelassen, mussten die Aufständischen unterliegen. So endete der „großartigste Revolutionsversuch des deutschen Volkes … mit schmählicher Niederlage und momentan doppelten Druck“ (Engel, MEW, 7, S. 409). Die Machtfrage wurde zugunsten der Territorialfürsten entschieden. Sie vermochten das überlebte feudale Gesellschaftssystem zu stabilisieren und ihre Position zu festigen. Damit war für lange Zeit die Chance zunichte gemacht, die feudalen Fesseln in Stadt und Land zu beseitigen und den Weg zur Errichtung der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung freizukämpfen. Jedoch sicherte der deutsche Bauernkrieg von der Reformation errungene Teilerfolge so wie die Unabhängigkeit großer Teile Deutschlands von der Papstkirche und den Durchbruch einer frühbürgerlichen Ideologie. Der Kampf der Volksmassen hatte den Feudalismus bis in seine Grundfesten erschüttert.
Quelle: Kleines Politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1986, Seiten 182/83.

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